Beitrag erstellt: April 16, 2021

"Digitale Bildung ist nicht die Lösung, aber die perfekte Ergänzung" – Interview mit Daniel Weiner

Eine einfache Frage zum Einstieg: Was war dein Lieblings- und dein Hassfach in der Schule?

Mein Lieblingsfach war auf jeden Fall Sport und dann kam Mathe. Mein Hassfach war in der Oberstufe auf jeden Fall Englisch, weil ich es gar nicht mehr konnte. Ich hab damals und auch heute noch zu sehr eins zu eins übersetzt. Und es lag mir einfach nicht, mal eben die perfekten Sätze mit der perfekten Zeit oder so zu sprechen.


Mit StudyHelp seid ihr ein hybrid Anbieter von online und offline Bildung. Warum habt ihr euch nicht nur auf digitale Bildung spezialisiert?

Weil wir uns immer so entwickelt haben wie der Markt sich auch entwickelt beziehungsweise die Kunden. Wir sind damals an den Start gegangen mit Uni-Crashkursen. Da war digitale Bildung auch noch nicht so gängig. Wir haben also vor Ort Kurse gegeben und das kam auch sehr gut an.

Unsere Kunden haben also nie geschrien: “Wir wollen diesen Crashkurs aber digital machen”. Selbst bis heute sagen die Leute natürlich lieber vor Ort als digital. So und deswegen hat sich StudyHelp zu einem hybriden Unternehmen entwickelt, was aber in beiden Welten unterwegs ist. Wir haben festgestellt, dass die Leute das gerne als Ergänzung nehmen. Das heißt, digitale Bildung ist für mich eine tolle Ergänzung, aber nicht Stand Alone. Denn meiner Meinung nach kann das nicht im Schulbereich, fünfte Klasse bis Abitur, Stand Alone funktionieren. Man muss wirklich die Zielgruppen unterscheiden. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Über Studenten und Erwachsene rede ich wieder ganz anders. Ich rede hier jetzt von Schüler, die teilweise von den Eltern zum Lernen gezwungen werden müssen. Sie brauchen einen Motivator, jemanden an der Seite der auch Spaß macht.

Ich selber lese auch viel lieber ein Buch, als den ganzen Tag immer vor dem Laptop und Tablet zu hängen. Es ist auch einfach mal schön, dass Buch in der Hand zu halten, so richtig runterzukommen und auch etwas markieren zu können. Also finde ich auch viel besser.

Natürlich habe ich das Unternehmen so entwickelt wie ich selber vom Typ bin, aber stelle auch bei unseren Kunden fest, dass sie ähnlich unterwegs sind.


Was bedeutet digitale Bildung eigentlich für dich?

Für mich ist digitale Bildung alles, was irgendwie digital stattfindet. Irgendwelche online Plattformen, Videos die man gucken kann, Apps. Alles, was es irgendwie digital gibt, auch unterstützende Dinge in der Lehre, also so Tools, mit denen man den Unterricht besser planen kann. Mit denen man Materialien vielleicht digital erstellen kann also alles, was irgendwie digital unterwegs ist, E-Books, etc. ist für mich jetzt erst einmal digitale Bildung.

Aber es ist für mich einfach nur ein neues Standbein in der Bildungsbranche quasi also, wenn ich die Bildung sehe, von du gehst in die Schule, hast den Raum, hast ein Buch etc. und jetzt hast du auch noch das E-Book. Oder du hast das Buch und auch noch den Online Kurs. Das ist einfach nur ein neuer Pfeiler, aber nicht die Lösung.

Ja das ist eine neue Sache, die dazu gekommen ist. Einfach nur ein Zusatz, aber nicht die Lösung und deswegen: digitale Bildung ist total klasse. Das vielleicht erstmal dazu. Man kann von überall darauf zugreifen, man hat neue Möglichkeiten, man kann zurückspulen und Videos noch mal gucken. Ja das ist total toll und voll geil und deswegen haben ja auch alle unsere Produkte eine digitale Lösung, als Ergänzung. Ich glaube, das ist so der wichtige Punkt dort.


Warum sind digitale Produkte nicht so beliebt bei den Kunden?

Menschen brauchen Interaktion, persönlichen Bezug, Motivation vor allem. Das kann dir ein Online Kurs nicht immer geben. Nur digital im persönlichen Coaching - das reicht am Ende auch nicht. Wir sind halt alles Menschen, Wesen, die halt auch mit anderen Menschen interagieren wollen. Du lernst auch sonst in der Schule nicht nur Bildung, sondern auch soziale Kompetenzen und Umgang miteinander. Das sind ja auch Learnings der Schule

Und das kriegst du alleine vor dem Laptop nicht so hin. Also ich glaube, Kunden, die sich von den Kursen abmelden, weil die jetzt digital sind oder Leute ausrasten, weil wir das E-Book verschicken, wenn das Buch noch nicht da ist, da merkt man, dass die Leute Print und vor Ort wollen. Das Feedback spüre ich täglich 50 Mal am Telefon. Das wird mit einem geilen Produkt nicht passieren.

Digitale Produkte sind nicht so beliebt, weil es ganz viel kostenlos gibt. Ich bin ganz ehrlich, deswegen arbeiten wir ja auch mit YouTubern zusammen mit kostenlosem Content, weil wenn ich etwas google, finde ich meistens meine Antwort. Wenn ich die Antwort finde, bin ich auch nicht mehr bereit dafür zu zahlen.

Ich habe Google Maps auf dem Handy. Als Navigationssystem. Kostenlos. Ich würde ja nie wieder für ein Navi bezahlen. Es existiert schon ein geiles Produkt, kostenlos. Das heißt auch, dass sich digitale Produkte zumindest nicht so gerne bezahlen lassen. Ja, weil es so viel kostenlos gibt. Dass es nicht genutzt wird, will ich nicht sagen. Es wird ja genutzt, aber meine Zahlungsbereitschaft ist da gegen null gegangen. Ich sehe da gar keinen Wert, weil ich mir dann einfach wieder eine App suche, die kostenlos ist. Und dieses Problem werden auch Zeitungen etc. haben. Also das werden viele haben. Wenn man aufhört, alles kostenlos ins Internet zu stellen, dann hat man vielleicht eine Chance.


Wie stellst du dir die Zukunft der Bildungsbranche vor und was tut StudyHelp dafür?

Ich sehe die Zukunft in dem Hybrid-Modell d.h., dass alles miteinander zusammenhängt. Wenn ich offline was mache, also z.B. ein Buch lese und nebenbei Videos passend dazu gucke. Ich kriege also noch zusätzlich Unterstützung. Beide Welten sollten miteinander verschmelzen. Da bin ich ein absoluter Fan von und ich sehe noch viele coole Sachen, viele Dinge, die man wahrscheinlich optimieren und verbessern kann.

Aber die Zukunft der Bildung sollte gar nicht mal in dieser online und offline Diskussion steckenbleiben, sondern eher in den Fächern in der Schule. Das Fach Wirtschaft sollte ja überall vorkommen. Das ist ja so unglaublich wichtig, dass man versteht wie die Welt funktioniert. In Kunst muss Photoshop gelernt werden und so. Also das man zeit-aktuell ist und die richtigen Fächer hat.

Die Lehrer sollten zu Coaches werden und digitale Produkte als Ergänzung nutzen. Dinge zu erklären die immer wieder gleich sind, könnten automatisiert werden, zum Beispiel in Videos. Nach den Erklärungen haben alle unterschiedliche Probleme und der Lehrer muss mitdenken, sein Problem lösen und dort viel mehr zum Coach, zum Trainer, werden. Er sollte die Leute besser machen und die Dinge, die man immer wieder erzählt, soll er den “Co-Trainer” machen lassen oder halt das Video.

Ja, so stelle ich mir den Unterricht der Zukunft vor. Das jeder für sich selber erst mal lernt und der Coach von Schüler zu Schüler geht. Den Schüler wird digital an die Hand genommen, und auch mal mit Buch, aber der Lehrer nicht mehr dauernd Frontalunterricht machen muss.