Du hast Fragen?
Gutschein hinzufügen
Das deutsche Bildungswesen kann komplex und schwierig sein. Vielleicht hast du das schon selbst bemerkt. Falls es dein Wunsch ist, andere auf ihrem Weg durch diesen „Wissens-Dschungel“ zu begleiten und sie zu unterstützen, dann könnte es mit den entsprechenden Fähigkeiten gelingen, dir als selbstständiger Tutor eine Existenz aufzubauen. Wir zeigen dir, welche Schritte du dazu gehen musst.
Vielleicht studierst du noch selbst und möchtest dir etwas hinzuverdienen. Eventuell hast du dein Studium aber bereits abgeschlossen und überlegst nun, was du beruflich machen möchtest. In beiden Fällen ist es eine Überlegung wert, dich als Tutor selbständig zu machen. Das geht nebenberuflich oder hauptberuflich – je nach individueller Situation. Ein Tutor hat prinzipiell die Aufgabe, im akademischen Bereich als Begleiter für die Studierenden zu fungieren. Er steht also an einer Hochschule oder Universität zur Verfügung, um spezielle Kurse zu geben und Studierenden zu helfen, falls diese auf fachliche Probleme stoßen. Häufig sind Tutoren selbst noch Studenten, doch es gibt auch festangestellte Tutoren. Diese sind manchmal ebenfalls an Hochschulen und Universitäten angestellt. Oder aber sie gestalten E-Learnings, arbeiten an Schulen beziehungsweise bieten eine Lernbegleitung in anderer Form.
Die Übergänge zwischen der Arbeit als Tutor und jener als Nachhilfelehrer sind also fließend. Der Job als Nachhilfelehrer bietet noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten, da er direkt durch die Studierenden, Auszubildenden, Schüler oder ihre Eltern gebucht wird – sprich ohne „Mittelsmann“ wie eine Hochschule. Dadurch kannst du individueller auf die einzelnen Personen eingehen und deinen Arbeitstag frei gestalten. In welchen Fächern du Nachhilfe gibst, wo oder wann…all diese und viele weitere Aspekte kannst du selbst bestimmen. Zudem ist die Nachhilfe als (Neben-) Job durchaus lukrativ. Studierende erhalten als Nachhilfelehrer auf selbständiger Basis etwa elf bis 20 Euro pro Stunde. Professionelle Nachhilfelehrer oder Tutoren können je nach Erfahrung, Fach, Einsatzbereich & Co sogar bis zu 50 Euro pro Stunde verlangen; in Ausnahmefällen noch mehr.
Adobe Stock / Jenko Ataman / 528278721
Professionelle Tutoren oder Nachhilfelehrer können demnach mit durchschnittlich 30.000 bis 40.000 Euro pro Jahr rechnen. Jedoch gibt es große individuelle Unterschiede, beispielsweise je nach Fächern oder Berufserfahrung. Weiterhin obliegt es deinem Unternehmergeist, wie du deine Selbständigkeit gestalten möchtest – und wie erfolgreich sie dementsprechend wird. Prinzipiell sind deinem Verdienst als Selbständiger keine Grenzen gesetzt; weder nach oben noch nach unten. Du kannst als Tutor zudem neben der fachlichen Begleitung auch als Betreuer, als Ansprechpartner oder Vertrauensperson in Erscheinung treten. Genau das macht das Berufsfeld so abwechslungsreich und spannend, sofern du gerne mit Menschen arbeitest. Wie also sehen die besten Voraussetzungen aus, um dich als Tutor oder Nachhilfelehrer selbständig zu machen?
Als selbständiger Tutor oder Nachhilfelehrer genießt du nämlich maximale Flexibilität. Du kannst Arbeitszeit, Arbeitsort sowie ein Stück weit auch dein Einkommen selbst bestimmen. Weiterhin obliegt es deiner Kreativität, wie du deine Nachhilfestunden gestalten möchtest und zuletzt macht der Job auch schlichtweg Spaß, denn du knüpfst allerhand spannende Kontakte.
Adobe Stock / baranq / 443609269
Wenn du dich nun für die Tätigkeit als selbständiger Tutor interessierst, stellt sich die Frage, ob du diesen in Vollzeit oder Teilzeit ausüben möchtest. Denn schon während deines Studiums kannst du dadurch ein Nebeneinkommen generieren. Aber auch nebenberuflich ist die Arbeit als Tutor oder Nachhilfehelfer beliebt. Diese beiden Varianten erleichtern dir den Start in die Selbständigkeit – wie vorab erwähnt. Du kannst erst einmal nebenbei und damit ohne Risiko gründen. Dadurch merkst du, ob dir diese Arbeitsweise Spaß macht und den gewünschten Erfolg bringt. Mit der Zeit kannst du dich dann in Vollzeit selbständig machen, musst du aber nicht. Erneut genießt du also maximale Gestaltungsfreiheit. Falls du darüber nachdenkst, ob Vollzeit oder Teilzeit (für den Anfang) die bessere Wahl ist, musst du also folgende Aspekte bei deiner Entscheidung berücksichtigen:
Damit ist die „Pro-Contra-Liste“ noch nicht zu Ende. Es lohnt sich also, dir einmal Gedanken darüber zu machen, welche Vor- und Nachteile das jeweilige Modell mitbringen würde – und dich für jenes zu entscheiden, das für dich ganz persönlich am besten passt.
Sobald du dich für ein Arbeitsmodell entschieden hast, folgen organisatorische Fragen. Um als professioneller Tutor oder Nachhilfelehrer zu arbeiten, musst du deine Selbständigkeit offiziell anmelden. Hierbei wird unterschieden zwischen Gewerbetreibenden und Freiberuflern. Prinzipiell stehen dir viele Rechtsformen zur Auswahl, in aller Regel wirst du jedoch als Einzelunternehmer tätig sein – als Freelancer, wie man heutzutage so schön sagt.
Prinzipiell fällt das Unterrichten in all seinen Variationen in die freiberuflichen Tätigkeiten. Allerdings ist strikt geregelt, welche Ausnahmen es von dieser Regel gibt. Ob du ein Gewerbe anmelden musst, hängt somit stark von deinen individuellen Rahmenbedingungen ab. Hast du die Möglichkeit zur Freiberuflichkeit, solltest du diese aber nutzen. In den meisten Fällen bringt sie nämlich große Vorteilet mit sich, wie eine vereinfachte Buchhaltung. Dennoch kann es auch gute Gründe für eine Gewerbeanmeldung geben, wenn du beispielsweise weitere Leistungen anbieten möchtest, die nicht freiberuflich möglich sind. Es handelt sich also um eine komplexe Thematik, mit der du dich einmal intensiv auseinandersetzen solltest, um die bestmögliche Wahl zu treffen. Am besten lässt du dir hierbei von einem Steuerberater helfen.
Nach der Anmeldung deiner Selbständigkeit und der Klärung organisatorischer, steuerlicher sowie versicherungstechnischer Fragen, musst du deine ersten Kunden gewinnen. Ebenso wie in jeder anderen Form der Selbständigkeit, ist Marketing auch als Nachhilfelehrer oder Tutor unverzichtbar. Zumindest zu Beginn ist es dafür hilfreich, deine eigene Nische zu finden. So kannst du dich klar positionieren und in den entsprechenden Fachbereichen zusätzliche Qualifikationen erwerben. Schließlich suchen die meisten Schüler, Studierenden, Eltern & Co nicht nach einem Tutor im Allgemeinen, sondern nach gezielter Hilfe in einem bestimmten Themengebiet. Je passgenauer dein Profil auf ihre Suchkriterien passt, desto höher ist deine Chance auf eine Buchung.
Überlege daher, in welchen Fächern du besonders gut und interessiert bist. Schließlich soll dir die Arbeit als Tutor auch Spaß bereiten. Themengebiete, für die du eine Leidenschaft hegst, die dir leichtfallen und die du gut erklären kannst, sind daher die optimale Wahl. Weiterhin kannst du dich auf gewisse Stufen spezialisieren. Möchtest du Abiturienten dabei helfen, die Mathematikprüfung zu bestehen? Oder greifst du lieber Studierenden im ersten Semester in der Informatik unter die Arme? Diesbezüglich genießt du die freie Auswahl. Allerdings solltest du dir sicher sein, dass in diesem Themengebiet und in der jeweiligen Stufe auch ein ausreichend hoher Bedarf besteht. Wähle also ein Fach, in dem viele Schüler oder Studierende Probleme haben – dann wird es nicht lange dauern, bis die ersten Buchungen bei dir eintrudeln. Mit der Zeit kannst du dein Angebot dann weiter diversifizieren, falls gewünscht.
Adobe Stock / BullRun / 504019639
Mit dem Marketing ist ein wichtiges Stichwort gefallen, denn dieses findet heutzutage vor allem digital statt. Zwar wirst du als Tutor gewiss mit der Zeit auch immer mehr Kunden über Empfehlungen gewinnen. Bis es so weit ist, muss du dich aber erst einmal in der Branche etablieren. Zudem ist es stets wichtig, auch über andere Kanäle Maßnahmen zur Kundengewinnung und - bindung zu ergreifen. Dies eröffnet dir höhere Verdienstchancen. Die Webseite ist dafür die wichtigste Grundlage. Viele Studierende, Eltern oder andere Interessierte werden nach Informationen suchen, wenn sie von dir erfahren haben – sei es über Weiterempfehlungen, über Social Media oder über andere Kanäle.
Was du also brauchst, ist eine eigene Domain mit sinnvollem Namen, auf der du alle wichtigen Informationen lieferst. Du musst durch Professionalität und Fachwissen überzeugen, aber auch einen sympathischen Eindruck hinterlassen. Zudem sind technische Aspekte wichtig, wie schnelle Ladezeiten, eine grundlegende Suchmaschinenoptimierung oder eine gute User Experience. Deshalb lohnt es sich, dich bei der Erstellung deiner Homepage durch Experten unterstützen zu lassen. Dadurch kannst du sogar ganz neue Geschäftsbereiche erschließen, schließlich ist das Tutoring mittlerweile auch über digitale Kanäle möglich. Überlege also, ob du auch Tele-Tutoring anbieten möchtest, ob du E-Books schreiben und zum Download offerieren oder sogar ein eigenes E-Learning erstellen willst. Die Möglichkeiten sind beinahe endlos und dadurch kannst du als Tutor oder Nachhilfelehrer heutzutage ein (zusätzliches) passives Einkommen generieren.
Weiterhin spielen soziale Medien für deine Zielgruppe heutzutage eine immer wichtigere Rolle. Indem du auch dort präsent bist, wirst du von ihr eher gefunden und kannst somit ebenfalls deinen Kundenstamm vergrößern – für all deine Online- und Offline-Angebote. Nutze daher Plattformen wie YouTube oder TikTok, um Marketing zu betreiben oder Tutorials online zu stellen und somit beispielsweise durch Werbeeinnahmen Geld (hinzu) zu verdienen. Die Digitalisierung ist also ein wichtiges Stichwort, sprich digitale Chancen zu erkennen und zu nutzen, wird für deinen Erfolg in der Selbständigkeit essentiell sein.
Trotzdem wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit – zumindest zu Beginn – auch klassische, sprich analoge Lehrveranstaltungen geben. Dadurch kannst du individueller auf die einzelnen Schüler oder Studierenden eingehen und hast noch persönlichen Kontakt, den viele Nachhilfelehrer an ihrer Arbeit so lieben. Allerdings warten auch bei solchen analogen Lehrveranstaltungen einige Stolpersteine, die du beachten musst:
Bei analogen Lehrveranstaltungen ist die richtige Organisation also ein wichtige Erfolgsfaktor. Je zufriedener deine Schüler, Studenten & Co am Ende sind, desto höher ist auch deine Chance auf Weiterempfehlungen und somit auf ein florierendes Business. Achte deshalb darauf, dass die Rahmenbedingungen wie der Ort oder die Zeit vom ersten Moment an einen seriösen Eindruck machen – und natürlich darauf, dass deine Kunden zufrieden sowie mit dem Gefühl, etwas gelernt zu haben, nach Hause gehen. Bestenfalls schlägt sich das in besseren Noten nieder, denn diese sind für dich die beste Werbung.
Damit deine Kunden zufrieden sind und ihr Ziel von besseren Noten erreichen, brauchst du didaktische Fähigkeiten. Das gilt in fachlicher Hinsicht, sprich du musst stets auf dem neuesten Wissensstand sein und die Sachverhalte gut erklären können. Ebenso sind jedoch die bereits erwähnten sozialen Kompetenzen gefragt. Denn jeder Mensch lernt auf verschiedene Weise und in individuellem Tempo. Als Lehrer musst du darauf eingehen können, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Ein gewisses Talent ist dafür die beste Voraussetzung, jedoch gibt es auch zahlreiche Möglichkeiten, um dich aus- oder weiterzubilden. Belege daher in regelmäßigen Abständen Seminare, Workshops, Weiterbildungen & Co. Entsprechende Angebote gibt es mittlerweile sowohl online als auch offline. Dadurch wirst du ein (noch) besserer Tutor, generierst mehr Anfragen und kannst höhere Preise verlangen.
Adobe Stock / kamiphotos / 504197625
Nun gilt es nur noch, deine Preise festzulegen. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung ist dafür die wichtigste Grundlage. Spätestens, wenn du hauptberuflich selbständig sein möchtest, müssen die Einnahmen deiner Arbeit als Tutor oder Nachhilfelehrer schließlich all deine Ausgaben decken. Das gilt für die Miete, für die Lebensmittel, für das Auto, für die Versicherungen und alle weiteren laufenden Kosten. Hinzu kommen unbezahlte Zeiträume, sprich Krankheits- oder Urlaubszeiten, die du in der Selbständigkeit ebenfalls einrechnen musst. Und zuletzt steht die Frage im Raum, wie viel du mindestens verdienen willst, sei es für Zusatzausgaben wie eine Reise oder einfach für private Ersparnisse. Nun kannst du all diese Punkte summieren und hast den Betrag, den du mindestens pro Jahr verdienen musst, um wirtschaftlich zu arbeiten.
Diesen Betrag kannst du nun auf deine Arbeitszeit umrechnen und kommst somit auf einen (hoffentlich) realistischen Stundenlohn. Zu Beginn ist dieser in der Regel etwas niedriger angesetzt, weil es dir noch an Erfahrung und Referenzen fehlt. Somit kann es nötig sein, den Gürtel etwas enger zu schnallen, was du aus Studienzeiten gewiss noch gewohnt bist. Mit der Zeit kannst du ihn dann immer weiter steigern, bis du an deinen finanziellen Zielen angekommen bist. Eine realistische Erwartungshaltung sowie eine sorgfältige Kalkulation ist also eine gesunde Basis für deine Selbständigkeit.
Zuletzt gilt es, deine Buchhaltungspflichten einzuhalten, die mit der Selbständigkeit einhergehen, abhängig von der Rechtsform deines Unternehmens. Ein Steuerberater ist dabei eine willkommene Hilfe. Vergiss zudem nicht, die Steuern einzukalkulieren, damit eine hohe Nachzahlung an das Finanzamt nicht zu Liquiditätsengpässen führt. Auch diesbezüglich wirst du mit der Zeit wertvolle Erfahrungen sammeln und die Buchhaltung wird zur Routine – garantiert!
Ganz gleich, ob du dir neben dem Studium ein finanzielles Standbein aufbauen möchtest oder ob du ein hauptberuflicher Tutor sein willst: Wenn du nicht nur das nötige Fachwissen besitzt, sondern es mit Spaß und Leidenschaft vermitteln kannst, dann dürfte Tutor für dich ein optimaler Beruf sein. Alles, was du dafür brauchst, sind etwas Mut, viel Selbstdisziplin sowie die Bereitschaft, dir alle notwendigen Kenntnisse anzueignen.
Bildquelle Header: Adobe Stock / Freedomz / 216304347