Erfahrungsbedingte Verhaltensweisen
Unter Lernen versteht man eine Erweiterung der angebotenen Verhaltensweisen durch Erfahrungen. Obligatorisch für einen Lernprozess ist der Besitz eines Gehirns, indem durch die Neuknüpfung von Nervenverbindungen Erfahrungen gespeichert und später wieder abgerufen werden können.
Prägung
Bei dem Prozess der Prägung werden Lerninhalte in einer sehr kurzen Zeit der Jugend gelernt, die obligatorisch und irreversibel sind. Die Phase, in der diese Prägung möglich ist, wird als sensible Phase bezeichnet. Hier werden Merkmale von Objekten gelernt, auf das ein instinktives, angeborenes Verhalten gerichtet werden soll. Man spricht hier auch von einer Objektfixierung.
Besonders wichtig sind die Formen der Nachfolgeprägung und die sexuelle Prägung. Die erste ist besonders bei zum Beispiel Küken wichtig. Die Jungtiere lernen dabei, einem Objekt, welches nach dem Schlüpfen in ihrer Nähe ist und rhythmische Laute von sich gibt, zu folgen. Normalerweise ist der Sinn dieser Nachfolgeprägung die Fixierung eines bestimmten Mutterbildes, damit die Jungen ihrer Mutter immer folgen. Mit Beginn der Geschlechtsreife erlischt die Nachfolgeprägung.
Bei der sexuellen Prägung wird der spätere Sexualpartner der Jungtiere als Objekt fixiert. Hierbei geht es in der Regel um arttypische Merkmale. Experimente haben gezeigt, dass meist nur die männlichen Jungvögel diese Art der Prägung durchlaufen. Im Gegensatz zur Nachfolgeprägung herrscht bei der sexuellen Prägung eine zeitliche Diskrepanz zwischen der Prägung und der entsprechenden Handlung, da die Tiere bereits geprägt werden, obwohl sie noch keinen ausgeprägten Sexualtrieb besitzen.
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Konditionierung
Die Konditionierung stellt eine, vor allem in den ersten Lebensjahren sehr wichtige Komponente des Lernens dar. Man unterscheidet zwischen der klassischen und der operanten Konditionierung.
Klassische Konditionierung
Bei der Klassischen Konditionierung wird ein Reiz, der ursprünglich als neutral und damit keine Reaktion auslösend empfunden wurde, mit einem anderen bedingten Reiz verknüpft, der eine bestimmte Reaktion auslöst. Beide Reize werden so lange aneinander gekoppelt, bis der ehemals neutrale Reiz zu einem bedingten Reiz wird und dann auch alleine die gleiche Reaktion auslöst, wie der andere bedingte Reiz. Dabei unterscheidet man anhand der auslösenden Reaktion drei verschiedene Formen:
- einen Reflex aus, spricht man von einem bedingten Reflex. Hierbei ist eine Kontiguität der Kopplung von dem neutralen und dem bedingten Reiz wichtig, also eine enge zeitliche Darbietung.
- ein bedingtes Appetenzverhalten aus, so spricht man von einer bedingten Appetenz. Hierbei handelt es sich um ein Lernen aus guten Erfahrungen, meist auf Grundlage einer Antriebsbefriedigung.
- ein Vermeidungsverhalten aus, um zum Beispiel einer schlechten Erfahrung zu entgehen, so spricht man von einer bedingten Aversion. Hier reicht oft bereits eine einzige Kopplung von dem neutralen Reiz und dem bedingten Reiz, damit der neutrale Reiz zu einer bedingten Aversion wird.
Operante Konditionierung
Bei der Operanten Konditionierung wird ein Verhalten nicht aufgrund eines Reizes gelernt, sondern durch eine Verhaltensweise eines Lebewesens. Hierbei können also ganze Verhaltensweisen entweder erlernt werden (bedingte Aktion) oder unterbunden werden (bedingte Hemmung). Wichtig ist hier die Kopplung eines Verhaltens mit einer positiven oder negativen Konsequenz. Die Intensität, Dauer und Häufigkeit dieser Konsequenz entscheidet darüber, ob das neue Verhalten schnell oder langsam gelernt/vermieden wird.
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