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Nathan der Weise – Zusammenfassung

„Nathan der Weise“ ist ein Drama von Gotthold Ephraim Lessing, das 1783 in Berlin uraufgeführt wurde.

Im folgenden Artikel findest du hilfreiche Informationen, die dein Verständnis für die Lektüre stärken. Neben einer Inhaltsangabe haben wir für dich eine Personenkonstellation, eine epochale Einordnung des Dramas und Informationen zu Charakteren sowie dem Autor des Stückes bereitgestellt.

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Inhaltsangabe Nathan der Weise

Jerusalem im Jahr 1192, zur Zeit des dritten Kreuzzugs: Der muslimische Herrscher Saladin hat mit den christlichen Kreuzfahrern ein Waffenstillstandsabkommen getroffen, welches von den Tempelrittern (Tempelherren), einem christlichen Orden, gebrochen wurde. Saladin will das Schweigen der Waffen wiederherstellen und durch geschickte Heiratspolitik festigen.

Drei angesichts dieses fragilen Friedenszustands außergewöhnliche Taten gehen der Dramenhandlung voran: Der Jude Nathan hat nach dem von Christen verübten Mord an seiner Familie die christlich getaufte Tochter seines Freundes Wolf von Filnek aufgenommen und erzieht sie seitdem als seine Tochter. Sultan Saladin hat nach einem Teilsieg über christliche Angreifer einen einzigen christlichen Tempelherrn begnadigt, weil dieser seinem verschollenen Bruder Assad ähnelt. Besagter Tempelherr wiederum hat das mittlerweile jugendliche Mädchen, Recha, die vermeintliche Tochter Nathans, aus den Flammen des brennenden Hauses Nathans gerettet.

Als Nathan heimkehrt, erfährt er von Daja, der christlichen Gesellschafterin seiner Tochter, von der Rettungstat und will dem Tempelherrn seinen Dank bezeugen. Dies erweist sich aufgrund der tief verwurzelten antijüdischen Vorurteilen des Tempelherrn jedoch als schwierig und gelingt Nathan erst nach einem intensiven, erzieherischen Gespräch. Der Tempelherr willigt in ein Wiedersehen mit Recha in Nathans Haus ein und verliebt sich sogleich in sie. Als er Nathan stürmisch um die Hand seiner vermeintlichen Tochter bittet und dieser ihm seinen Wunsch sogleich gewähren will, stellt er die gerade gewonnene Freundschaft wieder infrage. Nathan hat zu diesem Zeitpunkt bereits den Verdacht, dass der Tempelherr Rechas Bruder sein könnte.

Derweil hat Sultan Saladin finanzielle Schwierigkeiten. Seine Schwester Sittah weiß von dem sagenhaften Reichtum Nathans, den man auch „den Weisen“ nennt. Sie erdenkt einen Plan, um an sein Geld zu kommen: Saladin solle ihn unter dem Vorwand in den Palast schaffen, von ihm die Antwort auf die Frage der wahren Religion erfahren zu wollen. Durch diese verfängliche Frage in die Enge gedrängt, wäre es ein Leichtes, an sein Geld zu kommen.

Im Palast antwortet Nathan dem Sultan mit einem „Märchen“, der Ringparabel. Er vergleicht dabei die Streitigkeiten um die wahre Religion mit einem Erbstreit von drei Söhnen um einen Ring. Dieser hat die Kraft, seinen Träger vor Gott und den Menschen angenehm zu machen. Der Vater hat aus Liebe zu seinen Söhnen zwei weitere Ringe anfertigen lassen und ihnen auf dem Sterbebett je einen davon vererbt. Ein hinzugezogener Richter verweigert das Urteil, vertagt die Entscheidung um „tausend, tausend, Jahre“ und gibt den Söhnen den Rat, die Echtheit ihres Rings bis dahin durch gute Taten an den Menschen zu erweisen. Saladin reagiert beschämt und bittet um Nathans Freundschaft. Dieser nimmt an und bietet dem Sultan sein Geld freiwillig in Form eines Kredits an.

Daja, die um die christliche Herkunft Rechas weiß, will diese mit dem Tempelherrn verkuppeln, weil sie hofft, mit beiden in ihre Heimat Europa zurückzukehren zu können. Als christliche Fanatikerin fürchtet sie zudem um das ewige Seelenheil der getauften Christin und will sie ihrer wahren Religion zuführen. Als sie von Nathans zögerlicher Reaktion hört, eröffnet sie dem Tempelherrn die Wahrheit über die christliche Herkunft Rechas. Dieser wendet sich sogleich Rat suchend an den christlichen Patriarchen, nennt aber nicht Nathans Namen. Der Patriarch, dem die Annahme des Christenkindes durch einen Andersgläubigen als Sünde erscheint, will den ungenannten Juden sogleich finden und verbrennen lassen. Er schickt seinen unwilligen Boten, den Klosterbruder, aus, um ihn zu suchen.

Saladin mutmaßt, dass der Tempelherr der Sohn seines Bruders Assad und einer Christin und somit sein Neffe ist. Als dieser ihn aufsucht, bietet er ihm deshalb an, im Palast zu bleiben, ist dann aber über seinen Bericht über die jüngsten Ereignisse entsetzt. Zwar will er den Tempelherrn darin unterstützen, Recha zur Frau zu nehmen, findet aber den Groll des Tempelherrn auf Nathan unverhältnismäßig. Seine Schwester Sittah schlägt vor, Recha in den Palast holen zu lassen.

Als Nathan dies erfährt, eilt er sogleich hinterher. Auf dem Weg trifft er auf einen zerknirschten Tempelherrn, der zugibt, ihn beinah verraten zu haben. Stürmisch bittet der Tempelherr ihn erneut um die Hand Rechas. Nathan wiegelt ab und verweist auf einen Bruder, den er zuerst fragen müsse und den er im Palast antreffen könne.

Als sie dort angelangen, finden sie Recha aufgelöst vor. Daja habe ihr eröffnet, dass Nathan nicht ihr Vater sei. Dieser bejaht dies, bietet ihr jedoch weiterhin seine geistige Vaterschaft an. Auf die enttäuschte Reaktion des Tempelherrn, dem Recha wenig Beachtung schenkt, reagiert Nathan mit der Aufklärung der wahren Verwandtschaftsverhältnisse. Beide seien tatsächlich Geschwister und Kinder seines damalige Freundes Wolf von Filnek. Dieser habe sie nach dem Tod seiner Frau angesichts des Krieges in fremde Obhut geben müssen.

In einem Seitengespräch vergewissert sich Saladin bei Nathan, dass es sich bei Wolf von Filnek um seinen verschollenen Bruder Assad handelt. Er erkennt sogleich die Geschwister als Teile seiner Familie an. Es wird deutlich, dass die Juden, die Christen und die Muslime einer großen Familie angehören. Alle umarmen sich gegenseitig und erkennen, dass sie gemeinsame Wurzeln haben und aufeinander angewiesen sind.

(Auszug aus dem 1. Kapitel aus EinFach Deutsch… verstehen: Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

Übersicht wichtiger Charaktere

Nathan

  • Hauptfigur des Stückes
  • ist ein reicher, erfolgreicher jüdischer Kaufmann
  • lebt gemeinsam mit seiner Ziehtochter Recha und ihrer Gesellschaftlerin Daja
  • heißt „der Weise“, weil sein Ratschlag bei den Menschen begehrt ist
  • wird als großzügig und tolerant bezeichnet
  • verkörpert mit seinen Eigenschaften die Ideale der Aufklärung
  • die von ihm aufgestellte Ringparabel zeigt, dass er ein Vordenker seiner Zeit ist

Recha

  • ist 18 Jahre jung
  • wird von Nathan erzogen, obwohl sie Tochter von Saladins Bruder Assad (Wolf von Filnek) ist
  • genoss eine jüdische Erziehung, ist getaufte Christin und Tochter eines Muslims
  • ist die Schwester vom Tempelherrn
  • akzeptiert jede Religion -> verkörpert aufklärerische Gedanken

Al-Hafi

  • erscheint im Drama in der Doppelrolle eines Derwischs und als Schatzmeister des Sultans Saladin
  • war in seiner Vorgeschichte ein enger Freund und Vertrauter Nathans
  • wurde von Saladin in ein Amt am Hof berufen
  • hat das Amt nicht aus Prestigegründen, sondern aus innerer Überzeugung und dem Gefühl einer moralischen Verpflichtung heraus angenommen

(Auszug des Kapitels „Der Blick auf die Figuren: Die Personencharakterisierung“ aus EinFach Deutsch… verstehen: Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

Personenkonstellation

Nathan der Weise Personenkonstellation

(Auszug des Kapitels „Die Personenkonstellation“ aus EinFach Deutsch… verstehen: Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

Epochale Einordnung

„Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgend ein Mensch ist oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des Menschen. Denn nicht durch den Besitz, sondern durch die Nachforschung der Wahrheit erweitern sich seine Kräfte, worin allein seine immer wachsende Vollkommenheit bestehet. Der Besitz macht ruhig, träge, stolz. Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte und spräche zu mir: ‚Wähle‘ – ich fiele ihm mit Demut in seine Linke und sagte: ‚Vater, gib! Die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!‘“

Das Zitat zeigt Lessing als Aufklärer. Ihm geht es um das Selbstdenken, das den Menschen vor einer frag- und kritiklosen Übernahme fremder Wahrheiten bewahrt und ihn hierdurch mündig macht. Dahinter steht ein optimistisches Bild vom Menschen, nach welchem er lern- und entwicklungsfähig, grundsätzlich verstandesbegabt und auf die Vervollkommung seiner guten Eigenschaften hin erziehbar ist. Um den Menschen zur Verwirklichung dieser Ideale zu motivieren, so argumentiert der Autor des „Nathan“, sei an seinen Ehrgeiz, seine Neugierde und an das belohnende Vergnügen an der Erkenntnis der Wahrheit zu appellieren. Der Erkenntnisgewinn, den der Einzelne anstreben sollte, sei dabei kein Selbstzweck, sondern er verhelfe dazu, eine Verbindung zur Welt herzustellen und sich im Leben zu verankern. Der Mensch, so Lessing, sei nicht zum Vernünfteln, sondern zum Tun geschaffen.

Das Gedankengut der Aufklärung findet sich in verschiedenen Formen im Drama, das deshalb häufig auch als Erziehungsdrama oder Ideendrama bezeichnet wird, wieder. Die Idee der Erziehbarkeit des Menschen zum Guten wird an dem durch Nathan angestoßenen Lern- und Entwicklungsprozess Rechas, des Tempelherrn sowie Saladins exemplarisch entfaltet. Da Recha ihren naiven Wunder- und Engelsglauben, der Tempelherr seine religiös motivierte Intoleranz und seine stumpfe Judenfeindlichkeit und Saladin seinen Hochmut und seine Selbstgefälligkeit überwinden, wird der positive Ausgang der Handlung erst ermöglicht. Noch erstaunlicher scheint der Weg Nathans zu seiner Weisheit, weil er sie sich nicht durch eine außenstehende Erziehergestalt, sondern selbstständig durch das Hören auf die Stimme der Vernunft erwirbt.

Den Idealen der Aufklärung entspricht auch der Lernweg der genannten Figuren: Sie werden nicht durch eine äußere Instanz belehrt, sondern gelangen selbst zu ihrer vernunftgemäßen Erkenntnis. Dafür brauchen sie einen Dialogpartner wie den weisen Nathan, der ihre festgefahrene Meinung infrage stellt und sie gleichzeitig nicht abwertet.

(Auszug des Kapitels „Nathan der Weise als Drama der Aufklärung“ aus EinFach Deutsch… verstehen: Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

Kurzbiographie Gotthold Ephraim Lessing

  • geboren: 22. Januar 1729
  • bedeutender Dichter der deutschen Aufklärung
  • berühmte Werke: Nathan der Weise, Emilia Galotti, Minna von Barnhelm uvm.
  • verfasste unter anderem viele theologiekritische und philosophische Schriften
  • starb am 15. Februar 1729 in Braunschweig

Hinweise zum Artikel

Dieser Artikel ist eine deutlich gekürzte Fassung. Eine umfangreiche und weitaus detailliertere Analyse zum Werk „Nathan der Weise“ findest du hier. In der Lektürenhilfe findest du Hintergründe zu allen Kapitel, Eigenschaften von Charakteren und weiteres nützliches Wissen!

Veröffentlich am 20.05.2019, zuletzt aktualisiert: 30.01.2020 von StudyHelp