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Die Lyrik

Bei all der künstlerischen Literatur scheint die Lyrik am gebräuchlichsten. Wie der Ursprung der Bezeichnung „lyra“ schon andeutet, ist die Sangbarkeit und auch das Vortragen der Lyrik eines seiner größten Schlüsselelemente. Die Möglichkeiten erstrecken sich hierbei bis ins unermessliche, wobei die feierliche Lyrik mit am Häufigsten verbreitet ist.

Arten von feierlicher Lyrik

  • Liebeslyrik für Männer und Frauen, die jeden Aspekt von Liebe behandelt.
  • Religiöse Lyrik und Kirchenlieder, die Heilige oder Götter preisen.
  • Gesellige Lyrik zum Wandern, Trinken, Tanzen etc.
  • Epische Lyrik, bekannt durch Balladen, Verserzählungen oder Storyteller im Rapbereich

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An diese Art der Lyrik ist eine gewisse Funktionalität geknüpft. Bereits Goethe bezeichnete die feierliche Lyrik als Casuallyrik. Poeten wurden angeheuert und hatten den Auftrag die Stimmung einer Feier oder eines Zusammentreffens wiederzugeben. Moderne Beispiele für diese Arbeit sind nicht nur im rein künstlerischen Bereich zu finden. So gibt es Werbetexter, Mediendesigner oder auch Übersetzer aus Übersee, die die Kunst der Lyrik verstanden haben müssen um sie für den Kunden und Rezipienten zufriedenstellend wiederzugeben.

Diesem Konzept steht die Lyrik als Ausdruck einer Stimmung gegenüber. Diese mag dir vielleicht bekannter vorkommen, denn durch Film und Fernsehen wird oftmals der Eindruck vermittelt, Gedichte schreiben bedeute, seine innersten Gefühle preis zugeben. Stimmungsvolle und subjektive Lyrik richtet sich jedoch nicht nach einem Publikum, sie will ein Ausdruck sein.

Schuld an dieser Ansicht haben drei Faktoren:

  • Die Lyrik der Empfindsamkeit.
  • Die Erlebnislyrik .
  • Die Lyrik der Romantik.
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Alle drei Lyrikarten zielen nicht auf Logik oder Geschlossenheit. Sie sind bewusst auf das Gefühl als solches fixiert. Die empfindsame Lyrik versteht sich als Gegenbewegung zu der starr rationalen Aufklärung und ihrer sogenannten „Verstandeskräfte“. Die Frage, ob ein Künstler wirklich gut ist wenn er sich von seinen Gefühlen treiben lässt, ist Grundlage für eine Diskussion, die schon seit Jahrhunderten gestellt wird und wiederholt andere Mentalitäten und Schreibstile hervorbrachte.

Zusammenfassend wird festgehalten, dass sich Lyrik als vielseitig versteht und auch so erkannt werden muss. Ansichten, dass durch Lyrik nur Gefühle geäußert werden oder sie zu unterhalten hat sind nicht korrekt und dürfen (wenn nicht sogar müssen) korrigiert werden. Seit Jahrhunderten werden der Lyrik, geschuldet durch dem Fortschreiten der Zeit, immer wieder neue Attribute hinzugefügt und niemand kann wissen, was zu diesem Thema im nächsten Jahrhundert gesagt wird.

Lyrikanalyse: Metrische Analyse

Bei der Analyse von lyrischen Texten stehen zwei Leitfragen im Vordergrund: „Was ist vorhanden?“ und „Was sagt es aus?“. Jedes Detail, sei es inhaltlich oder formal, kann ein entscheidender Faktor für die Interpretation eines Gedichts darstellen.

Der einfachste Teil, mit welchem man von daher beginnen sollte, ist die Erkundung des Aufbaus eines Gedichts. Hier werden die Offensichtlichkeiten dargelegt.

Lyrik: Das Reimschema

Reimschema
Beispiel
Kreuzreim (abab)

So kommet vor sein Angesicht,
mit Jauchzen Dank zu bringen;
bezahlet die gelobte Pflicht
und laßt uns fröhlich singen […]
– Sei Lob und Ehr’ dem höchsten Gut (1675), Johann Jakob Schütz.

Paarreim (aabb)

Gelassen stieg die Nacht ans Land,
Lehnt träumend an der Berge Wand,
Ihr Auge sieht die goldne Waage nun
Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn; […]
– Um Mitternacht, Eduard Mörike (1828)

Umarmender Reim (abba):

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren lass die Winde los. […]
– Herbsttag (1902), Rainer Maria Rilke

Schweifreim (aabccb)

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar. […]
– Abendlied (1779), Matthias Claudius

Kein Reim (abcdefg…)

Ich habe mich dem Leben nie entzogen;
nicht den rotgelben Notwendigkeiten der Liebe,
nicht den senkrechten Büchern,
nicht den Kriegsgorillen noch der Magenratte Hunger,
nicht dem verlegenen Lächeln des Untergebenen,
oder wohlgespielter Würdigkeit. […]
– Ich habe mich dem Leben nie entzogen. (1952), Arno Schmidt

 

„Aber wozu sich die Mühe machen, und das nochmal in der Klausur extra herausstellen, wenn es doch offensichtlich dort steht?“, fragst du dich jetzt wahrscheinlich. Zum einen gibt es diverse Gedichte die ein wesentlich komplexeres Reimschema aufweisen als die hier gezeigten Beispiele. Zum anderen kann die Wahl eines bestimmten Reimschema als eine inhaltliche Untermauerung dienen.

Beispiele für inhaltliche Untermauerung:

  • Paarreime in Liebesgedichten drücken auch formal eine gewünschte oder erfüllte Zweisamkeit aus.
  • Schweifreime in Naturgedichten wie dem von Claudius sollen einen verträumten Gedankenfluss andeuten.
  • Gedichte ohne Reime können wie bei Arno Schmidt synonym zu einem chaotischen Zustand gedeutet werden, speziell in diesem Beispiel die Nachkriegszeit.
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Metrik

Während die Frage nach dem Reimschema für viele mehr eine Sinnfrage als Verständnisfrage darstellt, verhält es sich bei der Untersuchung des Metrums anders.

Die Metrik, also die „Kunst des Messens“ bringt vor allem in älterer Lyrik eine nötige Struktur in Texte und lässt sie so rhythmisch wirken. Während es in der heutigen Zeit möglich ist Gedichte mit willkürlicher Wortanreihung zu verfassen, war diese Methode damals verpönt. Dichter, die als qualitativ wertvoll angesehen werden wollten, mussten sich an die Regeln der Metrik halten. Sie mussten Gedichte so schreiben, dass ein gewisser Rhythmus eingehalten wurde. Von diesen „Rhythmen“ gibt es mehrere Formen. Die vier wichtigsten werden hier mit Beispielen angeführt.

Das Metrum

— = lange Silbe, betont
U = kurze Silbe, unbetont

Metrum
Beispiel
Jambus (U —)

Ge-spenst, ver-dient, Un-glück, Zer-riss

Trochäus (— U)

For-men, Mischung, lach-en, Wiss-en

Daktylus (— UU)

Ach-terbahn, Klass-enfahrt, wun-derbar

Anapäst (UU —)

Ele-fant, Fanta-sie, Zauber-ei

 
Zusätzlich gibt es den Spondeu. Dies ist eine seltene Variation, in der ein Wort zwei betonte Silben besitzt. Beispiele hier finden sich in Hymnen mit Länderbezeichnung wie „Deutschland“, oder Kraftwörtern wie „Freiheit“.

Wir kennen jetzt die einzelnen Versmaße, aber viel anfangen können wir damit noch nicht. Wir müssen bestimmen können, was eine lange und eine kurze Silbe ist. Dies erweist sich für viele als schwierigster Teil. Oftmals erscheint einem diese Einteilung je nach Gedicht willkürlich. Bei Worten wie das für den Daktylus angeführte Beispiel „Achterbahn“ könnte man im Prinzip auch die letzte Silbe betonen, was es wiederum zu einem Trochäus machen würde. Allgemein kann man dann doch Wörter so betonen, wie man möchte, und das würde doch die ganze Metrik entweder veraltet oder komplett sinnlos machen?

Eine Methode lange betonte Silben von kurzen unbetonten zu unterscheiden ist bei Unklarheit jede Silbe lang auszusprechen. Probiere es einmal selbst aus. Sprich erst ACH-ter-bahn, und dann ach-TER-BAHN und diverse andere Kombinationen aus. Du wirst schnell erkennen, dass erstere Aussprachemöglichkeit die sinnvollste ist.

Ein weiterer Anhaltspunkt, welcher einen sicheren Aufschluss über die Betonung der Silben geben kann, ist die Faustregel, dass die Affixe immer unbetont- und die Wortstämme immer betont sind. Bei dem Wort „dienen“ ist der Wortstamm „DIEN“, also folglich immer betont. Wenn man das nun in Kombination mit anderen Affixen verwendet, wie z. B. „verDIENen“ oder „DIENer“, hat man auch ohne
die Aussprech-Methode schnell ermittelt, welche Silben lang oder kurz sind. Einsilbige Wörter sind fast immer betont (z. B. „Ball“, „Herz“, „Knall“).

Die letzte öfters zutreffende Faustregel ist, dass das Deutsche zu großen Teilen eine trochäische Sprache ist. Die Mehrheit aller Substantive hat eine betonte Silbe am Anfang, wie z.B. „FUß-ball“ oder „ZUG-fahrt“. Dies fiel schon 1839 Dr. Max Wilhelm Götzinger auf, der in „Die deutsche Sprache und ihre Literatur“ (S. 653-654) schrieb, dass der deutsche Trochäus zu viel angewendet wurde und nicht schön sei, verglichen mit dem variationsreicheren Jambus. Ein besonders ungünstiger Umstand, da es schwieriger wird, den französischen Vorbildern mit ihrer jambischen Sprache gerecht zu werden.

Jetzt wissen wir also, wie man lange und kurze Silben erkennt und wie man sie voneinander unterscheidet. Nehmen wir einen willkürlichen Gedichtsauszug als Beispiel und wenden diese Regeln an:

Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil er allhie lebt,
Im Schauplatz dieser Welt, er sitzt und doch nicht feste.
Der steigt und jener fällt, der suchet die Paläste
Und der ein schlechtes Dach, der herrscht und jener webt.

– Ebenbild unseres Lebens (um 1650), Andreas Gryp

Wir betrachten den ersten Vers des Auszugs und schauen welche Silben betont oder unbetont sind (unabhängig vom Rhythmus). Wir markieren also alle Silben, die betont sein können:

Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil er allhie lebt

Wir haben auf der einen Seite das Glück, dass dieses Gedicht schon im ersten Vers drei einsilbige Substantive beinhaltet. Auf der anderen Seite haben wir nach dem Wort „Zeit“ aber ein weiteres einsilbiges Verb. Eine Ordnung wird hier erst einmal angedeutet, scheint aber noch nicht vorhanden zu sein. Deswegen erweitern wir den Kontext und markieren den nächsten Vers.

Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil er allhie lebt
Im Schauplatz dieser Welt, er sitzt und doch nicht feste.

Wir haben einen sechshebigen Jambus im zweiten Vers festmachen können. Wir ziehen jetzt noch die letzten beiden Verse des Auszugs zurate, um uns zu vergewissern, dass diese Betonungsstruktur intendiert ist.

Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil er allhie lebt
Im Schauplatz dieser Welt, er sitzt und doch nicht feste.
Der steigt und jener fällt, der suchet die Paläste
Und der ein schlechtes Dach, der herrscht und jener webt.

Es ergibt sich jetzt ein klareres Bild des Metrums. Jetzt kann mit dieser Betonungsstruktur der Rest des Sonetts untersucht und auf Abweichungen überprüft werden. Die korrekte Struktur lautet also wie folgt:

Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil er allhie lebt
Im Schauplatz dieser Welt, er sitzt und doch nicht feste.
Der steigt und jener fällt, der suchet die Paläste
Und der ein schlechtes Dach, der herrscht und jener webt.

Wichtig sei hier nur noch zu erwähnen, dass falls es in einer Strophe ein festes Metrum gibt, dass dieses nicht zwangsläufig in allen anderen Strophen vorhanden sein muss. In der Literatur sind viele Regeln und Traditionen entstanden, aber noch mehr Dichter verstanden sich darauf diese Stile zu brechen. Wenn du also ein Gedicht vorliegen hast, in dem keine Struktur gefunden werden kann, besteht auch die Möglichkeit, dass es tatsächlich keine gibt. Für eine Abitur-Klausur wäre dies aber untypisch.

Kadenz

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Kadenz (von ital. cadenza = „fallen“) des Verses, die immer mit der letzten Silbe eines solchen festgemacht wird.

Die kadenz kann entweder

  • männlich, mit einer betonten Silbe, oder
  • weiblich, mit einer unbetonten Silbe sein.

Die männliche Kadenz wird oft als „stumpf“ bezeichnet, während die weibliche Kadenz in der Fachliteratur auch als „klingend“ bezeichnet wird. Es mag erstmal nach einer geschlechtsspezifischen Konnotation klingen, aber der Grund für die Benennung ist ein ganz pragmatischer.
In der französischen Grammatik beinhaltet die feminine Form für die Wörter oftmals eine Silbe extra: So wird das im Maskulinum stehende grand im Femininum zu grande. Beide Wörter werden gleich ausgesprochen, aber das Femininum besitzt eine „Leerstelle“. Dieses Prinzip wird in der deutschen Poetik, die sich damals stark am Französischen orientierte, ähnlich aufgegriffen. Am Ende befindet sich kein „Leerstelle“, aber nach einer betonten Silbe folgt dafür eine unbetonte am Ende.

Kadenzen können ebenfalls viel über den Inhalt eines Gedichtes aussagen. Hat man sie zum Beispiel in einem Wechselspiel und das Gedicht handelt von einem Streit zwischen zwei Liebenden, dann wird hier auch formal ein Dialog suggeriert. Stehen in einer Strophe nur männliche, in der anderen Strophe nur weibliche Kadenzen und das Gedicht handelt von der emotionalen Distanz in einer Liebesbeziehung, ist dies auch eine formale Untermauerung. Natürlich gilt dies auch für politische oder komische Lyrik.

Lyrik Klassifizierung

Wie bereits erwähnt, hatten sich die Literaten der damaligen Zeit einiger Regeln zu unterwerfen, wenn sie ihre Werke als hohe Kunst bezeichnen wollten. Nicht nur Verse und Rhythmen wurden in Kleinstarbeit aufbereitet, auch andere Formalia spielten eine wichtige Rolle.

Um Arbeiten präzise zu analysieren, reicht es nicht aus das Metrum an sich zu bestimmen. Das Metrum, und in welcher Form es verwendet wird, sagt nämlich noch einiges mehr aus. In der ersten Instanz lassen sich mit der Anzahl der Hebungen die verschiedenen Versarten ermitteln.

Versart
Erklärung
Alexandriner

Hauptvers der französischen Tragödie und des deutschen Barocks. Liegt vor, wenn man zwölf Silben mit sechs jambischen Hebungen in einem Vers eines Gedichts hat. Durch seine gerade Silbenanzahl eignet er sich besonders gut für Zäsuren in der Mitte des Verses, sprich für die Aufbereitung von Antithesen, wie sie im Barock so oft vorkommen (z. B. von Martin Opitz: „Wohl dem und mehr als Wohl, || der weit von Streit und Kriegen […]“)

Blankvers

Liegt vor, wenn man zehn bis elf Silben mit fünf jambischen Hebungen hat. Hier in Deutschland bekannt durch Lessings Drama Nathan der Weise, ist er reimlos und besitzt eine männliche oder weibliche Kadenz.

Knitelvers

Eine noch freiere Variante, welchen man in J. W. von Goethes Faust finden kann. Hier gilt es lediglich vier Hebungen in einen Vers zu verpacken, das Metrum spielt dabei keine Rolle.

Hexameter

Diese Versart stellt eine ganz alte und wesentlich striktere Tradition hingegen dar, der wie der Alexandriner auch sechs Hebungen besitzt, diese aber daktylisch sein müssen.

 
Dazu kommen diverse Ausnahmn, wie z.B. einen Spondeus zu verwenden. Bei der Verwendeung eines Spondeus wird ein Vers entweder mit diesem oder mit einem Trochäus abgeschlossen. Man findet diesen meistens in Übersetzungen von griechischen Versdramen und Erzählungen, doch auch Goethe bediente sich in Reineke Fuchs dieser Versform:

Nobel, der König, versammelt den Hof; und seine Vasallen […]

Moderne und postmoderne Gedichte greifen sie nicht selten auf, aber meistens haben die Verse heutzutage keine feste Form. Hat man die Versart in dem jeweiligen Gedicht erkannt, kann man untersuchen wie die Strophen aufgebaut sind.

In den verschiedenen Strophenformen werden Reime, Metrum, sowie Vers- und Strophenanzahl zu einer geregelten Form zusammengemischt. Die wohl bekannteste Mischung ist das Sonett. Dies ist eine Gedichtform, die gerade zur Barockzeit oft verwendet wurde. Ein Sonett enthält immer 14 Verse, die je nach Ort und Tradition anders gegliedert werden. Die deutsche Version enthält in der Regel zwei Quartette (vier Verse) und drei Terzette (drei Verse), während die englische Version nach Shakespeare drei Quartette und einen abschließenden Paarreim am Ende (Couplet) enthält, welcher die Moral des Gedichts zusammenfasst. Die Reimstruktur eines deutschen Sonetts ist grundsätzlich (abbaabbacdccdc), variiert aber in vielen Werken stark.

Eine weitere bekannte Form ist die sogenannte Volksliedstrophe, die in aller Regel vier Verse mit drei oder vier Hebungen und einem Kreuzreimschema besitzt. Durch die Nähe zur Musik ist die Liedhaftigkeit dieser Texte nicht abzusprechen. Volksliedstrophen findet man fast überall, wenn auch in abgewandelter Form. So hat eine Strophe in der Rap-Musik 16 Zeilen, was die vierfache Menge der Volksliedstrophe darstellt. Dasselbe Prinzip gilt auch für die Popmusik.

Es gibt noch viele weitere Formen, wie die Oden oder die Terzinen, diese sind aber in der heutigen Zeit kaum noch gebräuchlich. Am Ende sei auch hier gesagt, dass diese Einteilung nicht immer fest sein müssen. Wichtig ist es, sich mit diesen Stilen auszukennen und so Überschneidungen und Brüche erkennen zu können.

Textsorte
Erklärung
Ballade
okzitanisch balar =
Tanzen

Ein Gedicht in mehreren Strophen, welches eine Handlung wiedergibt, weswegen sie als eine Mischform aus Epik und Lyrik zubetrachten ist. Goethe bezeichnete die Ballade als „Ur-Ei“, die
Ursprungsform aus der alle poetischen Strömungen hervorgegangen ist.

Elegien
grch. Elegos =
Klagelied

Ein Gedicht, welches in Distichen (Verspaare aus Hexameter und Pentameter) verfasst wird. Themen sind zumeist die Klage über Tod, Verlust, Trennung und innerer Zerrissenheit.

Epigramm
grch. epigramma =
Auf-, Inschrift

Kurzes Gedicht auf einem Grabstein, Denkmal, Kunstwerk etc., welchem den Sinn jenes Gegenstands eine tiefere Bedeutung verleihen soll.

Haiku
eigentlich jp. Haikai no Hokku =
Scherzhaftes Kettengedicht

Gedichtform aus Japan, dessen erster Vers aus fünf, zweiter aus sieben und dritter Vers wieder aus fünf Lauteinheiten besteht. Die japanischen Lauteinheiten entsprechen den deutschen Silben. Thema eines Haikus ist in der Regel das Hier und Jetzt, abstrakte simple Situationen und Umstände mit Realitätsbezug.

Hymne
grch. hymnos =
Tongefüge

Fest- und Lobgesang ohne metrische Form, zuvor immer eine Gottfigur oder einer höheren Vorstellung gewidmet, mittlerweile aber auch zu Themen wie Freundschaft, Vaterland und Freiheit.
Merkmale der Hymne sind ihre gehobene Sprache und ihr „er habener“ Tonfall.

Konkrete Poesie
konkret =
Bestimmt, präzise und deutlich

Kein Gedicht im klassischen Sinne, sondern viel mehr eine Anreihung von Wörtern, um einen bestimmten Umriss zu erzeugen, der dann in einem Bild endet. Beispiel hier ist Reinhard Döhls Gedicht Apfel mit Wurm wo mehrmals das Wort „Apfel“ in Form des Obstes angeordnet wurde.
Ein anderes ist Beispiel Eugen Gomringers Schweigen, wo das Titelwort mehrmals in quadratischer Anordnung abgedruckt wird, sich in der Mitte aber eine Leerzeile befindet. Konkret ist hier, dass das Schweigen nicht nur als Wort abgebildet ist, sondern auch konkret als „Nichts“ im Gedicht.

Lautgedicht

Lyrisches Werk, welches nur aus Onomatopoetika (z. B. Wörter wie „zisch!“ oder „bumm!“) besteht und deren vollkommene
Wirkung sich erst beim gesprochenen Vortrag entfaltet.

Lied
mhd. liet =
Strophe

Weitumfassender Begriff für alle gesungene und relativ kurze Lyrik.

Ode
at. ode =
Der Gesang

Ähnlich wie Hymne, nur dass der Begriff „Ode“ weitreichend alle gesungene Lyrik in der Antike zusammenfasst. Ebenso wie die Hymne enthält die Ode einen erhabenen Tonfall und eine gehobene Sprache.

Sonett
lat. sonare =
tönen, klingen

Gedichtform bestehend aus 14 Versen, die entweder in zwei Quartette (Strophen aus 4 Versen) und 2 Terzette (Strophen aus 3 Versen), oder in drei Quartette und ein heroic couplet (Strophe
aus 2 Versen) gegliedert wird.
In deutschsprachiger Literatur wird das Sonett im fünfhebigen Jambus verfasst, in der Regel mit abwechselnder männlicher mund weiblicher Kadenz und einer Zäsur in der Mitte der einzelnen Verse.

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