Epik
Die Epik gilt als eine der drei großen literarischen Gattungen. Im folgenden Artikel lernst du alles rund um epische Textformen wie z.B. die Kurzgeschichte, das Märchen oder den Roman. Wir stellen dir alle Erzählformen aus der Epik vor und helfen dir dabei Analysen zu epischen Texten zu verfassen.
An dieser Stelle sei nochmal darauf hingewiesen, dass kein Text der Epik sich streng an die hier genannten Merkmale hält. Viele Autoren greifen Traditionen auf, modernisieren sie oder brechen bewusst mit ihnen um eine Wirkung zu erzeugen.
Epik – Inhaltsangabe
Epik Textformen
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Die Kurzgeschichte
Die Kurzgeschichte gehört zu den bekanntesten Textformen, die der Epik zugehörig sind. In der Schule gehören sie zu den beliebtesten Themen der Lehrer, da sie eine klare und nachvollziehbare Struktur- sowie klar definierbare Eigenschaften nachweisen und sich leicht in Klassenarbeiten und Klausuren einbauen lassen.
Kurzgeschichten besitzen eine klare Struktur, die sich anhand folgender Punkte darstellen lässt:
- Textlich kurz gefasste Geschichte
- Chronologische Erzählreihenfolge
- Direkter Einstieg ins Geschehen
- Charaktere werden nicht/gering vorgestellt
- Wenig Hauptfiguren
- Handlung der Geschichte ist überschaubar
- Behandlung von alltäglich Themen
- Zeitlicher Handlungsrahmen begrenzt
- Kaum/Keine Zeitsprünge innerhalb der Geschichte
- Orte der Handlung oftmals unbekannt
- Unvorhersehbare Wendung am Ende der Geschichte
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Wie ihr den Stichpunkten entnehmen könnt ist eine Kurzgeschichte anhand Ihrer Eigenschaften leicht zu identifizieren.
Besonders auffällig sind die wenig übermittelten Informationen über Personen, Zeit, Orte und Umstände der Geschichte. Der Leser wird direkt ins Geschehen gerissen, was der Kurzgeschichte einen unverkennbaren Charakter an Schnelligkeit gibt.
Wenig Informationen ergeben einen großen Interpretationsspielraum. Hinzu kommt die häufige Nutzung von sprachlichen Mitteln, die Autoren clever einbauen, um die Leser zum mitdenken anzuregen.
Weiter unten auf dieser Seite findest du Schnelltipps zur Analyse von epischen Texten. Falls du eine ausführliche Erklärung zu diesem Thema suchst, findest du sie du auf unserer Textanalyse Seite.
Die Novelle
Die Novelle als Kleingattung der Epik setzt es sich als Ziel etwas Neues zu beschreiben. Das „Neu“ (lat. novus) tritt in diesem Kontext auf unterschiedlichste Weise auf. Eine neue Wendung innerhalb der Handlung oder auch eine neue Form der Erzählweise einer Geschichte. Goethe beschrieb die Novelle als Teil der Epik etwas präziser. Goethe sagt, dass in Novellen eine unerhörte Begebenheit passiert. Hier sei Vorsicht geboten: „unerhört“ meint hier das Neue, das Unbekannte, das Einmalige oder auch nie Gehörtes.
Ein gutes Beispiel ist hier Heinrich von Kleists Die Marquise von O. Das Unerhörte besteht darin, dass die besagte Marquise als Adelige eine Zeitungsannonce aufgibt. In dieser sie nach dem Vater ihres ungeborenen Kindes sucht.
Eigenschaften einer Novelle
- Ziel der Novelle: etwas Neues beschreiben
- Das „Neue“ ist meist etwas außergewöhnliches, was nicht erwartet wird
- Handlung erzählt aus dem alltäglichen Leben
- Wenige Protagonisten
- Es werden kaum neue Charaktere im Laufe der Geschichte vorgestellt
- Charaktere werden kaum vorgestellt
- Handlung der Novelle ist überschaubar
- Zeitsprünge innerhalb der Handlung üblich
- 2-Tage | in deiner Stadt | 129€
- Gezielte Vorbereitung auf deine Abiturprüfung
- Bestehensgarantie
- Inkl. umfangreichem Kurs- & Übungsmaterial
Das Märchen
Eine weitere Textform aus der Epik ist das Märchen.
Märchen stammen aus dem Volksmund. Ihr Inhalt bezieht sich im Gegensatz zur Sage oder Legende auf nicht reale Ereignisse und Orte. Im Märchen gibt es keine uns bekannten Länder, jedoch finden sich parallelen zu den uns bekannten Kulturen. Häufig ist die Rede von einem weit entfernten Königreich, in dem es Prinzen, Prinzessinnen, Könige, Königinnen oder Hexen gibt.
Eine weitere Eigenschaft des Märchens ist das Vorkommen von phantastischen Elementen: gute Feen, böse Feen, ein ewiger Schlaf oder auch Knüppel, die von selbst aus einem Sack kommen und unliebsame Menschen verprügeln – der Fantasie scheinen in Märchen keine Grenzen gesetzt zu sein. Märchen haben in der Regel eine positive Auflösung, in der die Heldenfigur eine große Belohnung erhält und der Antagonist für ewig gestraft wird.
- Märchen beziehen sich nicht auf wahre Begebenheiten
- Stammen oftmals aus dem Volksmund
- Hauptfiguren reichen vom armen bäuerlichen Mädchen bis hin zum schönen Prinzen
- Vorkommnis von phantastischen Elementen wie z.B. Feen, Drachen, Zauberei, sprechende Tiere uvm.
- „Es war einmal…“ wird oft als Einstieg in das Märchen gewählt
- Am Ende des Märchens wendet sich alles zum Guten
- Orte entspringen der Phantasie des Autors
- Zeitsprünge innerhalb der Handlung üblich
- Autor oft unbekannt
- Es kommen noch viele weitere Eigenschaften vor, die nicht aufgelistet wurden
Der Roman
Der Roman ist mittlerweile im literarischen Mainstream angekommen. Dabei hatte er zu Beginn einen schwierigen Start: In Romanen beschriebene Abenteuer und Liebesgeschichten galten als unmoralisch. Selbst Schiller äußerte sich seinerseits negativ über diese epische Gattung. Er denunzierte sie als dem gemeinen Leben zu nahe. Erst mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde davon abgesehen, die Eigenschaften des Romans als negativ zu verkennen. Die Nähe zur Gesellschaft wird inzwischen positiv ausgelegt und als Chance zur Authentizität begriffen.
Durch die Erfindung des Buchdrucks gelangten viele Romane in einfache Haushalte. Gewöhnliche Menschen bekamen durch die schnelle Verbreitung von Romanen die Möglichkeit sich mit diesen auseinanderzusetzen. Dies war in der damaligen Zeit kaum Möglich, da viele Werke mangels fehlender Exemplare vorgelesen wurden. Durch den Buchdruck war es nun möglich sich mit dem Buch in der Hand im Stillen mit der Geschichte auseinander setzen. Durch die Abenteuer und Liebesgeschichten entfachte der Roman einen Ruck, der durch die ganze Gesellschaft ging. Menschen zogen sich Inspiration und Mut aus der Literatur, was eine ganze Epoche prägte.
- Romane werden in Prosa und nicht in Verse geschrieben
- Handelt oftmals von Abenteuer- und Liebesgeschichten
- Handlung ist fiktional
- Freiheit in Form von Romanen erlaubt komplexe Werke (sprich: Umfangreiche Handlung)
- Komplexität spiegelt sich durch viele Charaktere in der Geschichte wider
- Geschrieben in verständlicher Sprache
- Romane sind fiktionale Texte der Epik
- Erzählen von Konflikt zwischen einzelner Person und Gesellschaft
Die Fabel
Eine weitere Textsorte aus der Epik ist die Fabel. Diese Gattung ähnelt dem Märchen, weist bei genauerem Hinsehen jedoch Unterschiede auf. In der Fabel und dem Märchen existieren ausschließlich fiktive Handlungsort und die Vermittlung von moralischen Werten ist eine der wichtigsten Botschaften der Geschichte.
Unterschiede finden sich dagegen in der Ausgestaltung der Handelnden Charkakte. Tierwesen werden in der Fabel durch menschliche Charakterzüge vermenschlicht. Füchse sind meist clever und hinterlistig. Lämmer gelten in der Fabel als schwach und unschuldig. Der Grund für die Vermenschlichung der Tierwesen liegt in der Angst der Autoren vom Adel verfolgt zu werden. Häufig werden in der Fabel moralische Werte vermittelt, die Kritik am Adel übten.
Epik – Textsorten
Anekdote grch. anékdoton = Nicht herausgegeben
Sonderbare Begebenheit aus dem Leben einer Person. Oft humorvoll gestaltet und endet mit einer Pointe. Anekdoten sind meist kurze Geschichten, die auf das wesentliche reduziert sind und Charaktere in ihren extremeren Verhaltensmustern darstellen.
Fabel lat. fabula = Erzählung/Geschichte
Eine kurze Erzählung mit einer didaktischen (=belehrenden) Intention. Protagonisten sind meistens personifizierte Tiere, wobei jedes einzelne von ihnen für einen gewissen Charakterzug stehen. Beispiele:
- Fuchs für Intelligenz und Hinterlistigkeit
- Esel für Faulheit
- Löwe für Stolz, Macht und Gefahr
- Lamm für Unschuld und Wehrlosigkeit
Kurzgeschichte
Erzählung mit relativ kurzer Handlung, die mitten im Geschehen einsetzt. Greift in aller Regel Themen der Gegenwart auf und eine Handlung beinhaltet, die mehrere Interpretationsmöglichkeiten zulässt.
Märchen mhd. maere = Bericht/Kunde
Relativ kurze Erzählung mit fantastischen Elementen (Magie, Zauber etc.), die der reinen Unterhaltung dienen. Märchen haben bis heute Bestand, da sie Jahrhundertelang mündlich überliefert und von den Gebrüder Grimm im Jahr 1812 gesammelt und veröffentlicht wurden. Charakteristisch ist der Anfang „Es war einmal…“ und der Schluss „…und wenn sich nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“
Novelle lat. novus, it. novella = Neuigkeit
Kürzere bis „mittellange“ (H. v. Aust) Erzählung, die meistens ein „unerhörtes Ereignis“ und eine straffe Handlungsführung mit Wechsel zwischen Zeitraffung und Zeitdehnung beinhaltet. Novellen besitzen in Abgrenzung zur Kurzgeschichte eine geschlossene Form mit Exposition und Auflösung. Beinhalten ein Leitmotiv oder -Symbol, welches sich durch die gesamte Geschichte hindurch zieht.
Parabel grch. parabolē = Gegenüberstellung
Eine kurze Erzählung, die wie auch die Fabel eine didaktische Intention beinhaltet. Charakteristisch sind für Parabeln die Sachebene der Handlung und die Bildebene, die den Leser zur Interpretation anregen soll. Anders als bei der Fabel sind die Protagonisten in dieser Textform Menschen und die Moral wird im Text selbst nicht preisgegeben.
Parodie grch. Parōdía = Gegenlied
Die Parodie ist eine gezielte Umwandlung eines bereits bestehenden Textes. Sie soll durch Übertreibungen und ironischen Elementen dessen Schwächen aufdecken und seinen Inhalt kritisieren. Dabei wird in der Regel der Inhalt aufgegriffen und ins Lächerliche gezogen.
Roman frz. roman = Erzählung in Versen & Prosa
Die am breitesten aufgestellte Textsorte der heutigen Zeit. Beinhaltet fast alle längeren Erzählungen und hat sich mit Fortschreiten der Zeit immer weiter gewandelt.
Sage ahd. saga = Gesagtes
Kurze Erzählung mit fantastischen Elementen. Mündlich überliefert und in aller Regel oft bearbeitet und aufgegriffen (z. B. Odyssee von Homer). Anders als das Märchen bezieht sich die Sage auf reale Orte und Zeitpunkte.
Satire grch. satura = Dämon, Faun o. schwanger; grch. a saturis = gefüllte Schale; grch. saturio = Idiot
Die Satire in der Literatur ist eine Erzählung, die mit der Hilfe von unterschwelligem Spott politische Missstände aufdecket. Sie bedient sich dabei der Ironie, sowie Zynismus und Sarkasmus. Greift nicht selten auch auf humoristische Elemente zurück.
Sprichwörter
Kurzer Lehrsatz mit einer Lebensweisheit.