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Analyse von Textquellen

Die Analyse von Textquellen gehört zu einem der ersten Themen, die euch in der Abiturprüfung in Geschichte begegnen werden.

Wie bereits im Artikel Abiturvorbereitung erwähnt sind Abiturklausuren im Fach Geschichte immer nach einem ähnlichen Schema aufgebaut und bestehen aus drei Teilen. Die Analyse von Textquellen gehört zum Ersten dieser drei Teile. Auch hier gilt: Geschichte ist kein Hexenwerk. Wer die Werkzeuge zur Analyse von Textquellen beherrscht, wird mit den Aufgaben keine Probleme haben.

Themen in diesem Artikel

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Geschichte Abiturvorbereitung

Analysieren der Quelle

In der ersten Aufgabe der Klausur wird von euch gefordert, dass ihr die vorliegende Quelle analysiert. Hier taucht also der erste der ominösen Operatoren auf, die wir bereits im Artikel Operatoren für die Abiturprüfung kennengelernt haben. Erinnert euch zurück: Operatoren wirken auf den ersten Blick vertraut, in der Abiturprüfung haben diese Begriffe aber ganz spezielle Bedeutungen, die von ihrer Nutzung in der Alltagssprache abweichen können.

Wiederholen wir noch einmal, was euer Lehrer eigentlich von euch wissen möchte. Analysieren bedeutet in diesem Zusammenhang also:

Formale Merkmale von Materialien untersuchen und Inhalt und Gedankengang von Materialien (Quellen, Darstellungen) wiedergeben bzw. Bildelemente (Karikaturen, historische Gemälde) beschreiben.

Um diesen ersten Teil bewältigen und Informationen rund um die Quelle bestimmen zu können benötigt ihr kein spezifisches historisches Vorwissen. Viele Dinge könnt ihr euch aus der Quelle selbst oder aus den zusätzlichen Angaben auf eurem Aufgabenzettel erschließen.
Zunächst müsst ihr die Art der Quelle bestimmen. Dies ist kein Problem, denn die für Abiturprüfungen relevanten Quellengattungen haben wir ja bereits im Artikel „Welche Quellen gibt es?“ kennengelernt.
Danach widmet ihr euch den Formalia. Dazu gibt es einen Katalog mit W-Fragen, die ihr anhand der Quelle und der beigefügten Informationen beantworten müsst:

Die sieben W-Fragen:

  1. Wer ist der Autor/Urheber der Quelle?
  2. Um was für eine Quelle handelt es sich (Form und Thema)?
  3. Wann wurde die Quelle veröffentlicht?
  4. Wo ist die Quelle entstanden?
  5. Warum wurde die Quelle veröffentlicht?
  6. Wie oder unter welchen Umständen ist das geschehen?
  7. Wozu (zu welchem Zweck) ist das geschehen?

Lernt die W-Fragen am besten auswendig, denn so könnt ihr euch in der Klausur schnell und leicht einige Punkte sichern. Im Anschluss daran muss die Quelle inhaltlich erfasst werden.

Analyse von Textquellen

Besonders der erste Teil der Quellenanalyse ist abhängig von der Form der Quelle und muss, je nachdem was für eine Quelle euch vorliegt, auf unterschiedliche Weise bearbeitet werden. Wenn euch in der Klausur eine Textquelle, also z. B. ein Brief oder eine Rede, vorliegt, lest euch den Text zwei- bis dreimal gründlich durch, bevor ihr mit der Bearbeitung der Aufgaben beginnt. Das ist wichtig, um den Inhalt der Quelle verstehen zu können. Auch die Aufgabestellung solltet ihr sehr sorgfältig lesen, da Missverständnisse zu Fehlern bei der Bearbeitung führen. Hier noch ein paar kurze Tipps zur Vorbereitung:

  1. Macht euch Notizen zu Begriffen, die ihr nicht versteht oder die euch wichtig erscheinen, an den Rand des Textes!
  2. Markiert die zentralen Passagen und Thesen des Textes farblich!
  3. Sucht im Text nach auffälligen Formulierungen und häufig verwendeten rhetorischen Mitteln!
  4. Teilt den Text in Sinnabschnitte ein, da ihr so seine Struktur erkennen und nachvollziehen könnt!
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Häufig auftauchende Begriffe können wichtig für das Verständnis des Textes sein und stehen oft in Verbindung mit den Thesen und Argumenten des Autors. Beim Markieren von Textpassagen solltet ihr dieser Faustregel folgen:

„So viel wie nötig, so wenig wie möglich“

Zu viele Markierungen sorgen nicht nur für Chaos, sondern laufen auch dem Zweck des Markierens zuwider.

Rhetorische Mittel und auffällige Formulierungen bekräftigen meistens die Argumentationsstruktur des Autors. Durch sie könnt ihr Erkenntnisse über seine Absichten gewinnen. Eine Einteilung in Sinnabschnitte ist besonders für das Verständnis und die Inhaltsangabe eines Textes wichtig. Da euch in diesem Fall eine Textquelle vorliegt, müsst ihr zunächst herausfinden, ob es sich um eine Primär- oder eine Sekundärquelle handelt, um danach ihre literarische Form zu bestimmen. Falls ihr nochmals nachlesen wollt, was primäre- und sekundäre Quellen sind, könnt ihr das im Artikel Abiturvorbereitung Geschichte.

Im ersten Arbeitsschritt der Analyse benötigt ihr also die oben genannten W-Fragen. Dann folgt der zweite Arbeitsschritt – die Inhaltsangabe. Dazu ist es hilfreich, wenn ihr die Quelle vor der Bearbeitung der Aufgaben in Sinnabschnitte eingeteilt habt. Diese Sinnabschnitte legt ihr fest, indem ihr den Text inhaltlich unterteilt. Folgendes solltet ihr dabei beachten:

Einteilung des Textes in Sinnabschnitte:

  1. Lest euch den Text aufmerksam durch und achtet auf Themenwechsel und auf neu angesprochene Aspekte!
  2. Die Struktur des Textes kann Hinweise auf thematische Wechsel geben. Achtet daher verstärkt auf Absätze. Aber Vorsicht, denn das ist aber nicht immer der Fall!
  3. Legt nicht zu wenige oder zu viele Sinnabschnitte fest.

Faustregel: Vier bis sechs Abschnitte bei einem ein- bis zweiseitigen Text!

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Nachdem ihr den Text in Sinnabschnitte eingeteilt habt, schreibt ihr in chronologischer Reihenfolge eine kurze Inhaltsangabe von ein bis drei Sätzen zu jedem der Abschnitte. Gebt dabei auch die Textzeilen, die den jeweiligen Sinnabschnitt umfassen, mit an!

Die Analyse der Quelle umfasst bei Textquellen auch, dass ihr die Struktur des Textes untersucht. Das bedeutet, ihr müsst das Argumentationsmuster und den Sprachstil des Textes genau unter die Lupe nehmen. An dieser Stelle habt ihr den Vorteil, dass ihr den Text bereits bei der Vorarbeit auf rhetorische Mittel, Schlüsselbegriffe und auffällige Formulierungen hin untersucht habt. Ihr müsst die Argumentation und die Sichtweise des Autors verstehen und herausfinden, welche Absichten bzw. Zwecke er verfolgt.

Es gibt verschiedene Typen von Argumenten, die ein Autor nutzen kann, um seine eigene Position oder Meinung zum Geschehen zu verdeutlichen. Einige dieser Argumente kennt ihr bestimmt schon aus dem Deutschunterricht. Die wichtigsten Argumenttypen haben wir in der folgenden Tabelle für euch zusammengestellt:

Argumenttyp
Erklärung

Faktenargument

Der Autor stützt seine These, indem er auf nachvollziehbare und belegbare Tatsachen verweist.

Normatives Argument

Der Autor beruft sich auf ein allgemein akzeptiertes gesellschaftliches Normen- und Wertesystem.

Indirektes Argument

Der Autor erläutert die Gegenposition zu seiner These, um deren Nachteile und Mängel aufzuzeigen. Dadurch stärkt er seine eigene Position.

Autoritätsargument

Der Autor beruft sich auf eine höhergestellte Person oder Institution, um die eigene These zu bekräftigen.

Analogisierendes Argument

Der Autor nennt ein Beispiel aus einem anderen Bereich und wendet dieses auf seine eigene These an.

Plausibilitätsargument

Der Autor stützt seine These dadurch, dass sie für den Empfänger besonders nachvollziehbar erscheint.

Scheinargument

Der Autor stützt seine These mit Argumenten, die keine innere Logik besitzen, z. B. persönliche Angriffe, Totschlagargumente, Drohungen oder Scheinrationalität.

Ihr müsst in einer Quellenanalyse nicht genauso detailliert vorgehen, wie ihr es in einer Analyse im Fach Deutsch tun würdet. Die Fachbegriffe für die verschiedenen Argumenttypen müsst ihr nicht unbedingt auswendig können. Es reicht, wenn ihr das grundlegende Argumentationsmuster des Autors versteht und beschreiben könnt, wie er vorgeht.

Tipp:

Argumentationsmuster unterscheiden sich häufig, abhängig von der Form der jeweiligen Quelle. Der Autor einer Rede verfolgt andere Absichten als der Autor eines Tagebucheintrages oder eines Zeitungsartikels.

Neben Argumentationsmustern müsst ihr euch auch mit dem in der Quelle verwendeten Sprachstil auseinandersetzen. Auch auffällige Formulierungen und Schlüsselbegriffe helfen dabei, die Absichten des Verfassers aufzudecken. Es gilt: Je häufiger ein bestimmter Begriff verwendet wird, desto wichtiger ist er einerseits für den Autor und andererseits für das Verständnis und den Inhalt der Quelle.

Möglicherweise hat der Verfasser auch rhetorische Mittel verwendet, um bestimmte Teile des Textes besonders hervorzuheben. Viele dieser Stilmittel kennt ihr bestimmt ebenfalls bereits aus dem Deutschunterricht. Wir haben euch bereits in diesem Artikel zur Rhetorik eine Tabelle mit den wichtigsten rhetorischen Mittel bereitgestellt.

Auch hier gilt: Beschränkt euch bei der Analyse der Quelle auf die auffälligsten Stilmittel. Ihr müsst beispielsweise nicht jede Alliteration oder Anapher nennen, sondern nur die Stilmittel, die mit wichtigen Aussagen der Quelle in Verbindung stehen.

Zu beachten ist, dass ihr die Quelle gemäß den Maßstäben ihrer Zeit und nicht nach denen der Gegenwart analysiert!

Besonders in Bezug auf den im Text verwendeten Sprachstil ist es wichtig zu wissen, dass sich viele Wörter und Begriffe über die Zeit verändert haben und früher anders gebraucht wurden als heute.

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