Abitur Intensivkurse – Vor- und Nachteile

Intensivkurs. Crashkurs. Vorbereitungskurs. Trainingskurs.

Es gibt viele Bezeichnungen für die kompakten Abikurse, welche in der Regel von Nachhilfeanbietern und Bildungsunternehmen angeboten werden. Eines haben aber alle gemeinsam: Sie versprechen eine gezielte und umfassende Vorbereitung auf die Abiturprüfung! Aber kann jede/r Abiturient/in von einem derartigen Angebot profitieren? Oder könnte es am Ende doch nur herausgeschmissenes Geld sein? Im Folgenden zeigen wir dir die Vor- und Nachteile der Abitur Intensivkurse (wie wir sie bezeichnen) auf und geben dir Hinweise, worauf du vor der Buchung achten solltest!

Vorteile

Schauen wir uns zunächst an, welche Vorteile ein Abitur Intensivkurs bieten kann.

  1. Intensive Prüfungsvorbereitung
    Beginnen wir mit dem Offensichtlichsten: Ein Abitur Intensivkurs bietet in der Regel eine konzentrierte und fokussierte Vorbereitung auf das Abitur. Ihr habt die Möglichkeit, euch intensiv mit den relevanten Themen auseinanderzusetzen und euer Wissen zu festigen. Dies geschieht in der Regel durch die Wiederholung der prüfungsrelevanten Themen mit anschließender Festigung durch Übungsaufgaben verschiedener Niveaus.
    Tipp: Achte vor der Buchung darauf, dass im Kurs auch anspruchsvolle Aufgaben gerechnet werden, die Grundlagen jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Denn bevor wir auf dem Abiniveau einsteigen können, brauchen wir ein ordentliches Fundament!
  2. Strukturierter Lehrplan
    Vermutlich kennst du es: du schaust auf die ewig lange Liste der prüfungsrelevanten Themen und hast null Plan wo du eigentlich beginnen sollst. Ein Abitur Intensivkurs bietet in der Regel einen strukturierten Lehrplan, der alle relevanten Inhalte abdeckt. Dadurch kannst du sicherstellen, dass du keine wichtigen Themen übersiehst und eine umfassende Vorbereitung erhältst.
    Tipp: Überprüfe vor der Buchung, ob der von dir präferierte Anbieter die unterschiedlichen Bundeslandanforderungen berücksichtigt. Mathe ist zwar Mathe, Lehrplan aber nicht gleich Lehrplan!
  3. Erfahrene Lehrkräfte
    Eigentlich hilft es doch immer, mit jemandem zu sprechen, der die anstehenden Herausforderungen selbst schon erlebt und gemeistert hat. Noch besser ist, wenn er oder sie sogar Profi in der Weitergabe von Wissen ist. Intensivkurse werden oft von erfahrenen Lehrkräften geleitet, die über Fachkenntnisse und Erfahrung in der Lehre/Abiturvorbereitung verfügen. Sie können euch wertvolle Einblicke, Tipps und Strategien vermitteln, um eure Leistung zu verbessern.
    Tipp: Solltest du in der Kursbeschreibung deines Anbieters keine Informationen über die Qualifikation deines potenziellen Coaches finden, ruf einfach an und frag nach. In der Regel sind die Ansprechpartner/innen gern bereit, dir Auskunft über den bisherigen Weg deiner Lehrkraft zu geben!
  4. Prüfungssimulationen
    Unter echten Bedingungen! Manche Intensivkurse bieten die Möglichkeit, Prüfungssimulationen durchzuführen. Dies hilft euch, euch mit dem Prüfungsformat vertraut zu machen, Zeitmanagement-Fähigkeiten zu verbessern und den Prüfungsstress zu bewältigen.
    Tipp: Intensivkurse sind – wie der Name schon sagt – intensiv und damit zeitlich begrenzt. Daher ist es häufig gar nicht möglich, eine Prüfungssimulation unter echten Abibedingungen durchzuführen. Sollte ein Anbieter mit einer solchen Prüfungssimulation werben, solltest du dich genau einlesen oder nachfragen, wie diese vonstattengeht und ob die Abiturprüfung, die ihr bearbeitet, auch im Plenum besprechen wird bzw. die Möglichkeit besteht, Fragen zu stellen und eure Lösungswege genauestens zu kontrollieren.
  5. Interaktion und Austausch
    Nie vergessen: Ihr sitzt alle im selben Boot! Intensivkurse ermöglichen es, mit anderen TeilnehmerInnen zu interagieren, Ideen auszutauschen und voneinander zu lernen. Dies schafft eine motivierende Lernumgebung und bietet die Möglichkeit, euch gegenseitig zu unterstützen. Weiterhin hilft es oftmals, in einem neutralen Umfeld zu lernen. Vielleicht bist du aufgrund thematischer Defizite ja im normalen Schulalltag zu schüchtern, dich zu melden? In einem Intensivkurs geht es allen gleich: Jede/r möchte sich bestmöglich auf die Abiturprüfung vorbereiten.
    Tipp: Zwar ist geteiltes Leid bekanntlich halbes Leid, jedoch trifft dies nur auf eine begrenzte Gruppengröße zu. Informiere dich vor deiner Kursbuchung noch einmal über die konkrete (sowie maximale) Teilnehmerzahl. Ist diese in deiner Stadt relativ hoch, kann es sinnvoll sein, mal für deinen Nachbarort zu fragen (sofern dort Kurse angeboten werden). So nimmst du zwar einen etwas längeren Fahrtweg auf dich, lernst aber vielleicht in einer viel kleineren Gruppe und profitierst im Endeffekt von deinem Zusatzengagement.
  6. Fokussierte Lernzeit
    Ganz ohne Ablenkung, Aufschieben und Prokrastinieren! Ein Intensivkurs bietet euch die Möglichkeit, euch über einen bestimmten Zeitraum vollständig auf eure Prüfungsvorbereitung zu konzentrieren, ohne von anderen schulischen aber vor allem privaten „Verpflichtungen“ abgelenkt zu werden.
    Tipp: Es gibt Intensivkurse, die ganze Tage in Anspruch nehmen und welche, die nur über halbe Tage dauern. Der Vorteil bei letzterem Angebot ist natürlich der, dass du nach jedem Kurs“tag“ noch die Möglichkeit hast, für ein anderes Fach zu lernen. Sei hier aber ehrlich zu dir selbst: Wirst du dies auch tatsächlich tun oder dir eher für den Rest des Tages eine Pause gönnen? Wenn du dich gut kennst und weißt, dass du danach vermutlich keine Lernunterlagen mehr in die Hand nimmst, solltest du dich für ein ganztägiges Modell entscheiden. Denn diese sind in der Regel nach drei Tagen beendet, woraufhin du dich dann neu sortiert und motiviert in die anderen Fächer stürzen kannst!

Nachteile

Wie du siehst, scheint so ein Abitur Intensivkurs die richtige Wahl für jede/n Abiturient/in zu sein, denn – wie könnte es anders sein – bei so vielen Vorteilen und Versprechungen kann man sein Abitur ja nur supergut bestehen! Dies lässt sich pauschal so nicht bestätigen. Daher möchten wir dir auch noch einmal kurz die Nachteile (sofern man die folgenden Punkte so nennen kann, denn Lernen ist ja grundsätzlich erstmal immer gut) aufzeigen. Diese kombinieren wir auch wieder mit hoffentlich hilfreichen Tipps:

  1. Zeitliche Einschränkung
    Wir haben schon darüber geschrieben, dass sich ein Intensivkurs oft über einen begrenzten Zeitraum erstreckt, was bedeutet, dass SchülerInnen in kurzer Zeit viel Material lernen müssen. Dies erfordert ein hohes Maß an Engagement und Disziplin.
    Tipp: Bist du eine Person, die gut lange am Stück effizient und konzentriert arbeiten kann oder sehen deine Lerntage eher aus wie ein Schweizer Käse (löchrig durch viele große Pausen)? Wenn es dir nichts ausmacht, für einen gewissen Zeitraum mal so richtig ranzuklotzen, ist ein Intensivkurs super! Wenn dir das schwer fällt, solltest du zumindest in Erwägung ziehen, ein halbtägiges Modell zu wählen. Vergiss aber nicht: In einer Gruppe vergeht sogar Lernzeit häufig wie im Flug!
  2. Hoher Workload
    Da ein Intensivkurs darauf abzielt, umfangreiche Inhalte in kurzer Zeit abzudecken, kann der Workload für einige AbiturientInnen als überwältigend empfunden werden. Es erfordert eine effektive Zeitplanung und Organisation, um den Kurs erfolgreich zu bewältigen.
    Tipp: Der Vorteil am Intensivkurs ist, dass dieser für dich durchgeplant ist. Du solltest aber vor der Buchung auch an deine anderen Fächer denken. Ist um den Mathe Intensivkurs beispielsweise ausreichend Zeit, dafür zu lernen?
  3. (Hohe) Kosten
    Abitur Intensivkurse können teuer sein, insbesondere wenn sie von renommierten Institutionen oder Experten angeboten werden. Dies kann für manche Familien eine finanzielle Belastung darstellen.
    Tipp: In der Regel können Abitur Intensivkurse über das Bildungspaket vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert werden. Sollte deine Familie nicht über die ausreichenden Mittel verfügen, kannst du dich entweder direkt beim Kursanbieter oder dem entsprechenden Amt in deinem Bundesland über finanzielle Unterstützung informieren. Hier haben wir auch bereits ein bisschen ausführlicher darüber erzählt.
  4. Eingeschränkte Flexibilität
    Da Intensivkurse in der Regel einen festgelegten Zeitplan haben, kann es für SchülerInnen schwierig sein, andere Verpflichtungen wie Arbeit, Praktika oder außerschulische Aktivitäten unterzubringen. Dies erfordert eine gewisse Flexibilität und Priorisierung.
    Tipp: Über das „Drumherum-Planen“ haben wir in Punkt 2 bereits geschrieben. So oder so würden wir dir außerdem dazu raten, Praktika auf die Zeit nach dem Abitur zu verschieben und (sofern möglich) deinen Nebenjob sowie außerschulische Aktivitäten während der Prüfungsvorbereitungszeit auszusetzen oder zumindest auf ein Minimum zu reduzieren. Ist die letzte Prüfung erstmal geschafft, kannst du wieder voll reinstarten!
  5. Lerngeschwindigkeit
    Der schnelle Lernrhythmus in einem Intensivkurs kann dazu führen, dass einige SchülerInnen Schwierigkeiten haben, mit dem Tempo Schritt zu halten. Es ist wichtig, dass alle TeilnehmerInnen in der Lage sind, selbstständig zu lernen und zusätzliche Zeit außerhalb des Kurses für das Verständnis und die Vertiefung des Materials aufzuwenden.
    Tipp: Es gibt Anbieter, die ihre Kursgruppen nach Vornoten oder Leistungsstand einteilen, sodass möglichst alle TeilnehmerInnen auf demselben Stand sind. Dennoch sollte dir vor der Buchung klar sein, dass jeder Lerntyp eigene Bedürfnisse hat – während die einen lieber Fragen stellen möchten, präferieren andere vielleicht das Rechnen von besonders vielen Aufgaben. Frage einfach bei deinem Anbieter nach, wie vor Ort mit diesen unterschiedlichen Bedürfnissen umgegangen wird.
  6. „Schwarze Schafe“ auf dem Markt
    Corona hat Lücken hinterlassen, dies ist kein Geheimnis mehr. Und eben weil dies kein Geheimnis mehr ist, wurden in den vergangenen drei Jahren viele neue Unternehmen gegründet, die aus euren Lernlücken Profit schlagen möchten. Gleichzeitig erfreuen sich Abitur Intensivkurse einer relativ großen Beliebtheit, weshalb auch alteingesessene (damals noch reine) Nachhilfe-Unternehmen diesen Geschäftszweig für sich entdeckt haben. Nur weil sie in der Nachhilfe bereits viel Erfahrung haben, bedeutet dies nicht, dass auch die hauseigenen Abitur Intensivkurse von hoher Qualität sind.
    Tipp: Name ≠ Qualität sondern Erfahrung + gute Bewertungen = Qualität! Lies dir vor deiner Buchung Erfahrungsberichte ehemaliger TeilnehmerInnen deines Anbieters durch und entwickle so ein Gefühl dafür, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt. Zwar darf und sollte man auch neuen Unternehmen die Chance geben, sich auf dem Markt zu etablieren, hinterfrage dann aber ganz genau, woher diese die entsprechende Qualifikation haben, dein Vertrauen zu generieren!

Wie du siehst ist es wichtig, dass du (gerne auch gemeinsam mit deinen Eltern) diese Vor- und Nachteile abwägst und deine individuellen Bedürfnisse und Lernstile berücksichtigst, um zu entscheiden, ob ein Abitur Intensivkurs für dich die beste Option ist. Wenn du dir in einem Punkt unsicher bist, greif einfach zum Telefon oder hau in die Tasten deines Mailprogramms und bombardiere die verschiedenen Anbieter mit deinen Fragen. Da die Mitarbeitenden so ja auch viel über eure Bedürfnisse und Wünsche erfahren, werden sie dir gern mit Rat und Tat zur Seite stehen!