Beitrag erstellt: Oktober 08, 2024

Studieren mit Behinderung: Tipps und Wissenswertes

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Der aktuellen Befragung des Deutschen Studierendenwerks zufolge haben rund 16 Prozent der Studierenden mindestens eine Beeinträchtigung, die sich erheblich auf ihren Alltag auswirkt. Entsprechend relevant ist es für Betroffene zu wissen, wo sie Unterstützung bekommen und welche, um die Herausforderungen des Studentenlebens zu meistern.

Bewerbung um einen Studienplatz

Sich um einen Studienplatz zu bewerben, ist für alle eine Herausforderung. Denn an vielen Hochschulen gelten strenge Zugangsvoraussetzungen, zum Beispiel den Notendurchschnitt oder gewisse Kenntnisse betreffend. Während es in einigen Fachrichtungen einfacher ist, einen Studienplatz zu erhalten, sind in anderen sogar zusätzliche Tests notwendig, die für Studierende mit Behinderung eine noch größere Hürde darstellen und somit zum Nachteil werden können.

Es ist daher sinnvoll, schon die Bewerbung um einen Studienplatz bewusst anzugehen und sich darauf gezielt vorzubereiten. Denn es gibt keinen Grund, sich vom eigenen Wunschstudium abhalten zu lassen, sofern die Interessierten die richtige Vorbereitung und Unterstützung erhalten.

Trotzdem ist die Auswahl von Studiengang und Hochschule oftmals nicht ganz so frei möglich wie für Studierende ohne Behinderung. Deshalb ist es wichtig, sich einmal intensiv mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Faktoren hierbei eine Rolle spielen und welche Unterstützung die Betroffenen erhalten können.

Faktoren für die Wahl der Hochschule

Ob bei der Wahl der Hochschule Einschränkungen bestehen, hängt von der Art und Schwere der Behinderung ab. Wer jedoch körperliche Einschränkungen hat, muss bei der Auswahl der Universität beziehungsweise Fachhochschule darauf achten, dass diese zu den individuellen Bedürfnissen passt. Hierbei können zum Beispiel folgende Faktoren relevant sein:

  • Barrierefreiheit des Gebäudes und vor allem der Räume, die durch die Studierenden genutzt werden müssen. Dazu gehören die Zugänge, die Hörsäle, die Bibliothek, sowie die Kantine und die Toiletten. Nicht jede Hochschule bietet hierfür die notwendige Ausstattung, jedoch kann es sich lohnen, das direkte Gespräch zu suchen. Denn für einige Gebäude sind solche Umbauten bereits geplant oder sie werden speziell für Einzelfälle vorgenommen. Manchmal reicht es bereits aus, die Vorlesungen in barrierefreie Räume zu verlegen, wenn Studierende mit Behinderung teilnehmen – oder ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Studium größtenteils virtuell zu absolvieren.
  • Technische Ausstattung, denn auch diese kann nicht automatisch von allen Studierenden mit Einschränkungen genutzt werden. Erneut ist es daher wichtig zu prüfen, welche technische Ausstattung für ein erfolgreiches Studium notwendig ist, ob diesbezüglich Einschränkungen bestehen und wenn ja, ob es spezielle Hilfsmittel gibt. Viele Hochschulen sind bereit, diese Hilfsmittel wie barrierefreie Computerarbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Dies gilt ebenso für Hilfsmittel, die den Gang in die Universität gegebenenfalls ganz ersetzen, beispielsweise für die virtuelle Teilnahme an Vorlesungen in den eigenen vier Wänden.
  • Unterstützungsangebote, die für Studierende mit Behinderung eine wertvolle Anlaufstelle sind, wenn es um Fragen oder Probleme geht. Sie bieten oft individuelle Beratungen an oder sie können Maßnahmen anstoßen, um Studierenden mit Beeinträchtigungen den Zugang zu ihrem Wunschstudium zu ermöglichen – wie vorab geschildert.

Es ist deshalb sinnvoll, im Vorfeld der Bewerbung den Kontakt zur Hochschule zu suchen. So können die Bewerber mit Beeinträchtigung herausfinden, ob die notwendigen Voraussetzungen gegeben sind oder welche Hilfeleistungen sie erhalten.

Anlaufstellen zur Unterstützung

Fast jede Universität und Fachhochschule in Deutschland verfügt mittlerweile über spezielle Beratungsstellen für Studierende mit Behinderung, die zusätzliche Hilfe benötigen. Die Kontaktdaten können der Homepage entnommen oder direkt erfragt werden. Diese Beratungsstellen helfen in verschiedenen Belangen rund um das Thema Studieren mit Behinderung und können daher in jeder Phase des Studiums in Anspruch genommen werden.

Typische Bereiche, in denen diese Anlaufstellen unterstützen, sind Besonderheiten im Bewerbungsprozess sowie Hilfe bei der Studienplanung und Wahl geeigneter Module. Sie stellen außerdem die vorab erwähnten Informationen zur Zugänglichkeit von Gebäuden und Einrichtungen zur Verfügung und organisieren die technischen Hilfsmittel, die von der Hochschule speziell für Studierende mit Behinderung angeboten werden, zum Beispiel Screenreader.

Sollte das gewählte Institut wider Erwarten keine solche Anlaufstelle bieten, können auch externe Organisationen weiterhelfen, wie das Deutsche Studentenwerk, das ebenfalls umfangreiche Angebote zur Information und Beratung von Studierenden mit Behinderung bereitstellt.

Nachteilsausgleich für Studieneingangstest

Wie bereits angesprochen, ist bei einigen Studiengängen eine spezielle Zulassungsprüfung notwendig. Für Studierende mit Behinderung kann das einen Nachteil darstellen, falls sie bei diesem Studieneingangstest auf besondere Hürden stoßen. Dies beginnt bei der Barrierefreiheit der entsprechenden Räumlichkeiten und reicht bis hin zu fehlenden Hilfsmitteln, die beispielsweise für das Verständnis oder die Bearbeitung der Prüfungsfragen notwendig sind.

Bei vielen Universitäten und Hochschulen gibt es deshalb einen Nachteilsausgleich, der jedoch explizit beantragt werden muss. Er kann beispielsweise eine Verlängerung der Bearbeitungszeit oder die Bereitstellung von Hilfsmitteln wie spezieller Software und Assistenzen erwirken.

Einen generellen Anspruch hierauf gibt es allerdings nicht, sprich es muss im Einzelfall geprüft werden, was möglich ist. Zudem gilt es, den Antrag glaubhaft zu begründen und gegebenenfalls sind dafür konkrete Nachweise notwendig. Sich frühzeitig für den Studienplatz zu bewerben ist deshalb ratsam, um noch solche Vorkehrungen treffen zu können.

Sonderantrag für zulassungsbeschränkte Studiengänge

Einen weiteren Sonderfall stellen zulassungsbeschränkte Studiengänge dar. Hierbei gelten strenge Kriterien, wie viele Studierende pro Jahr zugelassen werden und unter welchen Voraussetzungen. Die gute Nachricht lautet: Für Studierende mit Behinderung gibt es hierbei gesonderte Regelungen.

Erneut ist dafür ein spezieller Antrag notwendig, der die individuellen Beeinträchtigungen sowie deren Einfluss auf die schulischen Leistungen darlegt. Genauso sind ärztliche Gutachten hilfreich, um ein realistisches Bild von der Situation zu zeichnen – und dadurch die Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen. Wird der Antrag anerkannt, so werden die entsprechenden Bewerber nicht nach den allgemeingültigen Regeln des Auswahlverfahrens bewertet oder es wird erneut ein Nachteilsausgleich zur Verbesserung der Durchschnittsnote vorgenommen.

Eine geeignete Wohnung finden

Sobald die Zusage für einen Studienplatz im Briefkasten liegt, ist die erste Hürde gemeistert. Nun ist es an der Zeit, eine geeignete Wohnung zu finden – und auch hierbei warten auf Studierende mit Behinderung zusätzliche Herausforderungen.

Je nach Studienort kann es ohnehin schwierig sein, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Muss diese zusätzlich barrierefrei sein, ist die Auswahl oft gering – und die Kosten sind gegebenenfalls hoch. Je früher mit der Wohnungssuche begonnen wird, desto besser stehen die Chancen, rechtzeitig zum ersten Vorlesungstag fündig geworden und umgezogen zu sein. Doch selbst, wenn das nicht gelingt, gibt es einige Alternativen, die auch für Studierende mit Behinderung infrage kommen und ihnen die Wohnungssuche erleichtern.

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Wohnung oder WG? Eine Grundsatzentscheidung

Wie jeder andere Studierende auch, können Personen mit Behinderung in eine eigene Wohnung oder in eine Wohngemeinschaft (WG) ziehen, sobald sie nicht mehr bei ihren Eltern leben können oder wollen. Vor dem Umzug muss also erst einmal die Entscheidung getroffen werden, welche der Varianten es werden soll.

Beide bringen Vor- und Nachteile mit sich: Eine eigene Wohnung ist teurer, bietet aber mehr Privatsphäre und mehr Möglichkeiten, um sie optimal an die eigenen Bedürfnisse anzupassen – was vor allem mit körperlichen Einschränkungen relevant ist. Eine WG bietet hingegen Gesellschaft und die Möglichkeit, sich die Kosten zu teilen. Zudem können sich die Bewohner gegenseitig im Alltag oder im Studium unterstützen. Sinnvoll kann es dann sein, in eine Wohngemeinschaft mit anderen Studierenden zu ziehen, die ebenfalls eine Beeinträchtigung haben. Dies bedeutet umso mehr gegenseitiges Verständnis und so kann direkt eine passende Wohnung gesucht werden, die WG-tauglich und barrierefrei zugleich ist.

Es gibt aber noch weitere Alternativen, zum Beispiel den Einzug in ein Studentenwohnheim. Hier ist das Wohnen ebenfalls oft billiger und die Studierenden finden direkt sozialen Anschluss. Allerdings gibt es nur wenige barrierefreie Wohnheime und die Plätze sind begehrt. Solche zu recherchieren und sich zu bewerben, kann sich dennoch lohnen, um früher oder später ein Zimmer zu ergattern. Bis dahin oder, wer bis zum Vorlesungsbeginn keine andere Bleibe gefunden hat, kann die Zeit mit einem Aufenthalt in einem Hostel oder Hotel überbrücken. Sie bieten oft Zimmer für Menschen mit Behinderung und Sonderkonditionen wie ein vergünstigter „Long Stay“ für Studierende. In der Regel findet sich also immer eine Lösung, um rechtzeitig das Studium antreten zu können.

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Voraussetzungen bei der Wohnungssuche mit Behinderung

Egal, welche Art von Wohnraum schlussendlich gesucht wird: Personen mit Behinderung müssen hierbei einige Besonderheiten beachten. Die Kriterien hängen vom Einzelfall ab, etwa der Art und Schwere der Beeinträchtigung.

Vor allem, wenn es sich um körperliche Einschränkungen handelt, wenn die Studierenden beispielsweise auf einen Rollstuhl angewiesen sind, kann die Wohnungssuche zur Herausforderung werden. Denn viele Gebäude sind dann nicht einmal zugänglich. Ohnehin sind nur wenige Wohnungen barrierefrei ausgebaut und diese sind oft langfristig an ältere Menschen vermietet. Für Studierende mit Behinderung, die nicht viel Geld bezahlen können oder sogar gerne eine Wohngemeinschaft gründen würden, bleiben daher nur wenige Objekte zur Auswahl.

Deshalb ist es wichtig, so früh wie möglich mit der Suche zu beginnen und gezielt nach Angeboten mit Stichworten wie barrierefrei, behinderten- oder rollstuhlgerecht zu suchen. Doch Vorsicht: Diese Begriffe meinen nicht das gleiche, sondern unterscheiden sich in ihrer Bedeutung. Eine als „barrierefrei“ beschriebene Wohnung ist somit nicht automatisch auch rollstuhlgerecht. Für beides gelten jeweils andere gesetzliche Vorgaben, die bei der Gestaltung privater Wohnflächen eingehalten werden müssen. Deswegen sollten Studierende mit Beeinträchtigung diese Unterschiede in den Begrifflichkeiten kennen und nur für jene Wohnungen den Aufwand einer persönlichen Besichtigung zu betreiben, die wirklich zu den eigenen Bedürfnissen passen.

Je nach Einzelfall können beispielsweise Voraussetzungen wie Rampen, stufenlose Zugänge, ausreichend breite Türen, Bewegungsfreiheit für Rollstuhlfahrer, barrierefreie Sanitäranlagen oder die Nähe zur Hochschule beziehungsweise zu öffentlichen Verkehrsmitteln relevant sein. Es ist daher sinnvoll, eine Liste anzulegen mit den Kriterien, auf die es bei der Wohnungssuche ankommt, um möglichst effizient zu suchen.

In Studentenstädten mit Wohnraummangel kann es außerdem vielversprechend sein, eigene Anzeigen beziehungsweise Ausschreibungen zu schalten. Denn das erhöht die Chance, von potenziellen Vermietern oder Mitbewohnern gefunden zu werden, die entsprechende Objekte zur Verfügung haben.

Gegebenenfalls helfen die vorab genannten Anlaufstellen an der Hochschule bei der Wohnungssuche oder sie verfügen über ein Register mit barrierefreien Wohnmöglichkeiten wie Studentenwohnheimen. So viele unterschiedliche Wege wie möglich zu nutzen, kann die Wohnungssuche also beschleunigen.

Den Studienalltag bestreiten

Nun kann das Studium endlich starten, doch auch währenddessen gibt es noch einige Hürden zu meistern. Erneut gibt es allerdings Angebote, die Studierende mit Behinderung besonders unterstützen. Diese zu kennen und zu nutzen, kann den Studienalltag erheblich erleichtern – von finanziellen über organisatorische Fragen bis hin zum sozialen Anschluss.

Finanzielle Unterstützung

Für Studierende stehen verschiedenen Formen der finanziellen Unterstützung zur Verfügung. Hierzu gehören zum Beispiel das BAföG oder das Kindergeld. Welche Art der Unterstützung ein Studierender erhält und in welcher Höhe, hängt von individuellen Faktoren wie seiner Wohnsituation oder seinem Lebensalter ab.

Das gilt gleichermaßen für Studierende mit Behinderung, die gegebenenfalls zusätzliche Ansprüche haben, die über reguläre Hilfeleistungen hinausgehen. Das können beispielsweise höhere BAföG-Ansprüche durch behinderungsbedingte Mehrkosten sein. Ebenso gibt es spezielle Stipendien und Förderprogramme für Studierende mit Einschränkungen und die sogenannte Eingliederungshilfe.

Es ist deshalb ratsam, finanzielle Fragen vorab zu klären, damit der Lebensunterhalt gesichert ist und die Studierenden bestenfalls nicht noch durch einen Nebenjob hinzuverdienen müssen – um sich stattdessen voll und ganz auf das Studium konzentrieren zu können.

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Unterstützung bezüglich Mobilität

Auch die Mobilität stellt für Studierende mit Einschränkungen oft eine Herausforderung dar. Je nachdem, wie eigenständig sie im Alltag sind, können sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen, wobei die Barrierefreiheit wieder ein relevantes Thema ist.

Es gilt zu klären, ob die Wege zwischen Wohnung, Hochschule und anderen, für den Alltag wichtigen Einrichtungen barrierefrei sind. An vielen Hochschulen gibt es behindertengerechte Parkplätze. Zu wissen, ob und wo diese zu finden sind, kann vor allem die Anfangszeit erleichtern. Zuletzt gibt es mancherorts spezielle Fahrdienste, die auch für Studierende mit Mobilitätseinschränkungen zur Verfügung stehen.

Recherche ist somit das A und O, um die Frage der Mobilität vorab zu klären und sicherzustellen, dass das Studium nicht durch fehlende Rampen oder andere Barrieren erschwert wird.

Was, wenn nicht alle Räumlichkeiten der Hochschule zugänglich sind?

Im Zuge dieser Recherchen kann allerdings das Problem auftreten, dass es auf dem Weg zur Hochschule oder innerhalb der Gebäude unerwartete Hindernisse gibt. Dann kommt es darauf an, rechtzeitig bei den jeweiligen Ansprechpartnern darauf aufmerksam zu machen, sodass noch Vorkehrungen getroffen werden können.

Manchmal werden Vorlesungen dann in anderen, barrierefreien Räumlichkeiten abgehalten oder es wird Zusatzausstattung gekauft beziehungsweise Rampen werden installiert – um nur einige von vielen Möglichkeiten zu nennen. So findet sich in den meisten Fällen eine Lösung, damit die Studierenden trotz Behinderung ihr Studium erfolgreich absolvieren können.

Dank der Digitalisierung ist das heutzutage sogar immer häufiger virtuell möglich, sprich die persönliche Anwesenheit ist seltener notwendig, was Studierenden mit Mobilitätseinschränkungen den Alltag erheblich erleichtert. Bei der Hochschule nach entsprechenden Optionen zu fragen, ist immer sinnvoll.

Nachteilsausgleich bei Deadlines und Prüfungen

Der bereits erwähnte Nachteilsausgleich bezieht sich auch auf Prüfungen oder andere Deadlines wie jenen für Studienarbeiten zur Verfügung, wenn er entsprechend begründet wird. Je nach Einzelfall kommen dafür verschiedene Ausgleichsmaßnahmen infrage, zum Beispiel

  • eine Verlängerung der Prüfungszeiten oder Abgabefristen,
  • die Bereitstellung von technischen Hilfsmitteln für die Prüfungen oder
  • alternative Prüfungsformen wie eine mündliche anstelle der schriftlichen Abfrage.

Hierbei ist es wichtig, individuelle Vereinbarungen mit der Hochschule zu treffen, die fair sind und den Betroffenen die notwendige Erleichterung bieten. Dabei müssen die individuellen Fähigkeiten und Einschränkungen berücksichtigt sowie gegebenenfalls nachgewiesen werden. Das kann einen gewissen Aufwand erfordern, vor allem zu Beginn des Studiums. Doch er lohnt sich, um die Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss zu erhöhen.

So sinnvoll ist ein Schwerbehindertenausweis

Ein weiteres bedeutendes Thema, mit dem sich Studierende auseinandersetzen sollten, wenn sie eine Behinderung haben, ist der Schwerbehindertenausweis. Er bietet verschiedene Vorteile im Alltag sowie im Studium. Dazu gehören Vergünstigungen wie zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr. Noch dazu kann er dabei helfen, die geschilderten Arten des Nachteilsausgleichs zu erhalten oder Zugriff auf spezielle Unterstützungsangebote zu bekommen.

Der Schwerbehindertenausweis wird deshalb dringend empfohlen, spätestens mit der Gründung eines eigenen Haushalts, sofern die Voraussetzungen hierfür erfüllt sind. Er sorgt außerdem für Rechtssicherheit und er bringt steuerliche Besonderheiten mit sich, die vor allem für Studierende mit Nebenjob von Bedeutung sein können. Diesen rechtzeitig vor dem Studium zu beantragen, kann daher viele Erleichterungen mit sich bringen.

Sozialer Anschluss – von Anfang an

Zuletzt ist der soziale Anschluss eine häufige Herausforderung im Studienalltag. Vielleicht fehlt es den Kommilitonen an Verständnis, wenn es um die Behinderung geht. Oder sie bemühen sich, aber trotzdem fühlen sich die Betroffenen ausgeschlossen, weil sie an vielen gemeinsamen Unternehmungen nicht teilnehmen können. Gleichgesinnte zu treffen kann in solchen Fällen eine große Erleichterung sein – vor allem, wenn die Betroffenen für das Studium alleine in eine fremde Stadt ziehen.

Es ist deshalb wichtig, aktiv den Austausch mit den anderen Studierenden zu suchen, und zwar sowohl jene mit als auch ohne Behinderung. Oft gibt es an der Hochschule spezielle Gruppen oder Interessengemeinschaften für Studierende mit Einschränkungen, um sich gegenseitig auszutauschen oder zu unterstützen.

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Auslandsstudium mit Behinderung

Als wäre das Studium in der gewohnten oder einer bislang fremden Umgebung nicht bereits eine große Herausforderung, wird in vielen Studiengängen noch ein Auslandssemester empfohlen. Das macht sich gut im Lebenslauf und ist eine wertvolle Erfahrung für die persönliche Weiterentwicklung. Viele Studierende mit Behinderung gehen aber davon aus, dass ein solches Auslandsstudium für sie von Vornherein nicht infrage kommt.

Das stimmt so allerdings nicht ganz, denn das Auslandsstudium wird durch eine Behinderung nicht automatisch ausgeschlossen. Ein Auslandssemester oder sogar ein gesamtes Studium im Ausland ist in vielen Fällen trotzdem möglich, wenn entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Unterstützung, beispielsweise in finanzieller Hinsicht oder bei der Planung, ist dann aber umso wichtiger.

Hierfür stehen zum Beispiel spezielle Beratungsstellen wie ERASMUS zur Verfügung, die bei der Auswahl geeigneter Länder, Hochschulen und Studiengänge helfen. Sie unterstützen zudem bei der Organisation, wenn es beispielsweise um Fragen der Barrierefreiheit in den Unterkünften oder Hilfsmittel in den Prüfungen geht. Außerdem stehen zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für Studierende mit Behinderung zur Verfügung, um eventuelle Mehrkosten zu decken.

Ein Auslandsstudium mit Behinderung erfordert somit zwar einigen Mut, ist mit der richtigen Organisation aber durchaus möglich und wurde es erst einmal gemeistert, schenkt es umso mehr Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit.